Tutorat 201220.09.2012

Gezwungen sich zu verkaufen? Zur sozialen Lagen von (Nachwuchs-)journalisten

Diskussion beim gemeinsamen „Stammtisch“ von Mentoren und Mentees im Presseclub zur Arbeitssituation im Journalismus

Von der Deutschen Journalisten Schule zum Volontariat bei der Süddeutschen Zeitung - um dann als Pauschalist zu arbeiten. So kann die Karriere junger Journalisten verlaufen, in einem guten Fall. Beim ersten Stammtisch diskutierten Mentees und Mentoren darüber, wie sie sich finanzieren - und damit auch behandeln lassen.

Bei den Stammtischen von Mentoren und Mentees wird intensiv diskutiert, aber auch nur locker geplauscht …

Foto: Bei den Stammtischen von Mentoren und Mentees wird intensiv diskutiert, aber auch nur locker geplauscht …

Die Geschichte vom Bekannten, der zwei Tage pro Woche PR und die anderen drei Journalismus macht, ist kein sonderbarer Widerspruch, sie ist für viele Realität. In der PR geht es um Tagessätze von 250 bis 400 Euro, meinte Günther Elias Treppner vom Presseclub. Wer frei für eine Zeitung schreibt, kommt oft nicht auf mehr als 50 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Wirtschaftskrise, das Internet mit seinen kostenlosen Inhalten und auch die Schwierigkeiten der Journalisten einig und öffentlichkeitswirksam zu protestieren. Wenn sie streiken, bekommt das oft kaum jemand mit. Denn die Zeitung erscheint trotzdem. Wegen der vielen freien Mitarbeiter gibt es immer welche, die dennoch bereit sind zu arbeiten. Und während die Journalisten streiken, ist es ihnen manchmal nicht erlaubt in ihrer eigenen Zeitung darüber zu berichten, so war es angeblich bei einer großen Münchner Tageszeitung.
Dennoch könnten sie bald wieder auf die Straße gehen - mit gutem Grund: „Es gibt Pläne die Volontärsgehälter zu kürzen“, sagte Wolfgang Sabisch, Programmchef beim Münchner Radiosender m94,5.

Doch was können junge Leute tun, die, trotz der schlechten Situation, im Journalismus ankommen wollen? Die Mentoren waren sich einig: Engagement und ein Volontariat bei einer Tageszeitung helfen. „Ich bin gut beraten, wenn ich eine Neigung habe“, sagte Sabisch außerdem. Und fügt später einen schönen Tipp hinzu: „Möglichst schnell dort hinkommen, wo man Spaß hat“. Völlig vogelfrei zu arbeiten, empfiehlt Christian Böhm von der Welt Kompakt nicht: „Es ist wichtig eine Sache zu haben, wo man zwei bis drei Tage pro Woche fest arbeitet.“ Und während einige der Mentees noch immer auf und abwägten, ob sie Öffentlichkeitsarbeit machen würden, erinnerte er daran, dass ja auch PR „gar nicht so leicht ist“.

Von Anne Kratzer

Foto: Elia Treppner

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