Studio Unterföhring

Studio Unterföhring. Foto: Hans Schwepfinger.

Sie sind fast eine richtige kleine Stadt. Büros, große und kleine Hallen, Werkstätten, eine Kantine. Klamotten gibt es im Fundus und den passenden Maßkrug zum Outfit in der Requisite. Die Fernsehstudios des Bayerischen Rundfunks in Unterföhring waren Ziel einer Besichtigung von Mitgliedern des PresseClub München.

Ein gewisser Hauch von Wehmut weht an diesem Februartag übers Gelände. Ja doch, der BR müsse sparen, und nein, eine andere Chance als das Vergeben von Produktionen an externe Firmen gibt es nicht. Es ist der kleinste Standort des BR. In Freimann sitzen die aktuellen Fernsehkollegen, im Funkhaus der größte Teil der Verwaltung und des Hörfunks. Und Unterföhring?

 

Beim Betreten des Kostümfundus gleich zwei Warnungen: Schauen, wo man hintritt, nicht stolpern, und: „Hübsch beinander bleiben, wenn Sie nachher nicht mehr da sind, hat die Pheromonfalle zugeschlagen.“ Jede Menge Schubladen gleich hinter dem Ausgabetresen: Miesbacher Trachtenhüte, trachtige Trachtenhüte, Sommertrachtenhüte, graue Trachtenhüte … Hier lagern die Kostüme des BR, die für die verschiedensten Produktionen gebraucht werden. Ob München 7, Schleichfernsehen oder der Komödienstadl, alle werden oder wurden hier ausgestattet und eingekleidet.

 

Auf Hygiene wird im Fundus geachtet. Auch Lederklamotten werden gereinigt, bis hin zur Geruchsprobe gehen die Damen. Durchgehen dürfen die Besucher auch, „nichts rauszerren, und die Leitern kann man zur Seite schieben“. Justament bei unserem Besuch bereiteten die Damen die Kostüme für Helmut Schleich vor, der in der Woche Produktion hat. Ob Angela Merkel oder König Ludwig, hier wird Schleich geholfen. Daneben macht der Fundus auch für den ARD-Tatort oder den Nockherberg Beistellungen.

In den Regieräumen erhalten wir Einblick, wo die Bilder, Zuspielungen, Untertitel zusammenlaufen. In unserem Fall sind wir in der Regie von „Wir in Bayern“. Vier Studios gibt es in Unterföhring, zwei Regieräume. Das Herzstück des Standorts Freimann. Früher, so Scheidl, gab es die Riva-Studios, die hat der BR übernommen. Heute erinnert daran nichts mehr, hochmodernste Technik überall. Da, wo früher die MAZ (Magnetische Aufzeichnungstechnik, quasi die Zuspielung von Fernsehfilmen in Sendungen) saß, finden sich heute Server und Schränke für das Internet. Aus jedem der Regieräume kann jedes Studio angesteuert werden. Theoretisch, sagt Scheidl:

 

Und ein paar Schritte weiter steht der PresseClub in der Kulisse von „Wir in Bayern“. Gruppenfoto nach Regie von Johann Schwepfinger, dann erklärt Florian Scheidl die neue Rundkulisse von „Wir in Bayern“. Früher gab es eine halbe Kulisse, auf der einen Seite die Kameras, auf der anderen Seite die Moderatoren. Ein Meisterwerk aus der Kulissenwerkstatt in Unterföhring.

 

Nächste Station: Die Kulissenwerkstatt. Im Hintergrund läuft (wie sollte es auch anders sein?) Bayern 3, die Handwerker sind in der Mittagspause. Zeit, dass der PresseClub ungehindert besichtigen kann:

 

Grade gibt es nicht viel zu sehen, was aber bemerkenswert ist, an den Wänden hängt der eine oder andere Teil einer Kulisse, hier die perspektivische Front eines Bauernhauses, das wohl mal im Komödienstadl verwendet wurde, da auf Sperrholz aufgezogen das Logo von „Pumuckl TV“.

Nach den großen Teilen geht es rüber in die Requisite. Dort, wo die kleinen Teile lagern. Bücher, Thermometer in jeglicher Ausfertigung, ob für Wand oder Hand, auch Maßkrüge finden sich. Was man halt im Fernsehen zur lebensechten Ausstattung braucht:

 

Und damit endete die Führung für den PresseClub. Schön war es, dass wir uns ungestört umschauen konnten, fragen durften. Eine Fernsehproduktion sahen wir dieses Mal zwar nicht, dafür aber einen Fernsehstandort, der geölt wie eine Maschinerie läuft. Trotz der leichten Wehmut, die übers Gelände weht, weil der Standort Unterföhring zur Disposition steht. Schade, mag sich mancher denken. Der Besuch wurde bestens vorbereitet und eingefädelt von Anita Bauer-Duré, der stellvertretenden Vorsitzenden des PresseClubs. Sie war selbst lange Jahre beim Bayerischen Fernsehen und weiß auch heute noch die Kontakte von damals zu nutzen. Herzlichen Dank ihr – und unserem humorvollen, verständigen Führer Florian Scheidl, dem der PresseClub auch viel Erfolg für den Abschluss seiner Doktorarbeit wünscht.

Fotos: Hans Schwepfinger

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