Tutorat 201207.07.2012

Eine Gratwanderung – Reisejournalismus vs. Tourismus-PR

Maria Hauser und Marcel Brunnthaler stellen das neue PR-Konzept „Daheim … beim Stanglwirt“ vor, das die Qualitäten des Hauses jenseits des Image vom „Promi-Wirt“ herausstellen soll

Foto: Maria Hauser und Marcel Brunnthaler stellen das neue PR-Konzept „Daheim … beim Stanglwirt“ vor, das die Qualitäten des Hauses jenseits des Image vom „Promi-Wirt“ herausstellen soll

Der Stanglwirt bei Kitzbühl, er steht für Luxus und Promis. Für Gruppenreisen – eher nicht. Der Presseclub München schickt seine Nachwuchs-Journalisten trotzdem hin, genauer: 16 Jungs und Mädls. Jetzt könnte manch einer denken, tja, der Presse-Club, der hat`s aber! Damit würde er aber vollkommen falsch liegen, denn die Reise nach Österreich wird bezahlt und zwar voll und ganz. Das macht netterweise eine PR-Agentur, ein falscher Eindruck soll hier aber dennoch nicht entstehen: das Wochenende ist kein Urlaub, der mit einem Gefälligkeitsartikel gedankt wird, ganz im Gegenteil. Und genau darin liegt der Unterschied zwischen Reisejournalismus und Tourismus-PR. Journalisten, die zum Beispiel über Hotels schreiben, machen keine Werbung. Sie berichten objektiv, über die guten Dinge, aber eben auch über die nicht so tollen Dinge. War der Kellner freundlich, war das Wellness-Angebot wirklich ansprechend? Macht der Journalist seinen Job gut, dann findet er die Geschichte über das, was den Ort ausmacht – über den schillernden Chef des Hauses, über ein besonderes Konzept oder vielleicht auch einfach über liebevolle Details in den Hotelzimmern. Denn: nur dann kann der Journalist glaubwürdig bleiben. Und etwas anderes sollten sich auch diejenigen, über die geschrieben wird, nicht wünschen – sonst könnten sie gleich eine Werbe-Anzeige schalten. Andererseits darf aber auch dem Journalisten zumindest etwas Routine im Umgang mit PR unterstellt werden – schließlich läuft inzwischen der Hauptteil von Recherche-Arbeit über Presseabteilungen. Und dass der Pressesprecher eines Staatsministeriums etwas objektiv bewertet, selbst wenn es konträr gegen die Aussagen seines Ministers geht – an diesem Tag dürfte wohl die Hölle zufrieren.

Angeregte Diskussion über die ethischen Grundlagen guter PR-Arbeit im Reisejournalismus

Foto: Angeregte Diskussion über die ethischen Grundlagen guter PR-Arbeit im Reisejournalismus

Marcel Brunnthaler (Hansmann PR) stellt die eigenen Richtlinien und ethischen Grundlagen der PR-Arbeit vor und plädiert für die saubere Trennung von journalistischer Arbeit und PR

Foto: Marcel Brunnthaler (Hansmann PR) stellt die eigenen Richtlinien und ethischen Grundlagen der PR-Arbeit vor und plädiert für die saubere Trennung von journalistischer Arbeit und PR

Im Reisejournalismus allerdings hat auch der glaubwürdigste Journalist mit den ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen. Wer hätte schon Erfolg mit dem Versuch, seinem Chef eine Dienstreise zum Stanglwirt abzuluchsen? Und mal ganz von der - meist klammen – finanziellen Situation abgesehen, sitzen in den meisten Redaktionen (auch eine Folge eben jener finanziellen Situation) einfach viel zu wenig Leute für viel zu viel Arbeit. Ein Verlust wäre es trotzdem, wenn keine Journalisten mehr über den Urlaub und mögliche Ziele schreiben würden – schließlich gibt es doch nichts schöneres, als im Bus, in der Mittagspause oder an einem regnerischen Sonntag einen Reise-Artikel zu lesen und sich ganz schnell dort hin zu träumen. Und das funktioniert inzwischen eigentlich nur noch mit der Unterstützung von – seriöser! – PR.

von Daniela Miketta

Fotos: Elia Treppner

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