Der PresseClub in Nürnberg, nicht nur bei Kaiser Karl IV

Der PresseClub in Nürnberg, nicht nur bei Kaiser Karl IV. Foto: Johann Schwepfinger.

Wir mussten eine Scharte auswetzen und wurden dafür reich belohnt. Kaiser Karl IV, dem in Nürnberg bei der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung gehuldigt wird, sei in München geradezu unbekannt oder gar verachtet, stichelte unser Führer, Dr. Wolfgang Jahn. Dafür gäbe es mehrere Gründe. 1346 wurde Karl in Bonn, „dem falschen Ort“, als Gegenkönig zu König Ludwig dem Bayern gekrönt. Seine zweite Krönung zum römischen König erfolgte 1349 in Aachen. Ferner habe er die Reichsinsignien nicht den Wittelsbachern in München anvertraut, sondern nach Wien in die Hofburg verbracht! Auch wurde den mehrfachen Ansinnen, diese Kleinodien endlich nach München zu überführen, immer wieder eine Abfuhr zuteil. Soviel Ignoranz hinterlässt in München bis heute Spuren.

Also begaben wir uns am 14. Dezember auf die Reise nach Nürnberg, um im Germanischen Museum die kostbaren, aus vielen Ländern stammenden und meist einmalig zur Verfügung gestellten Ausstellungsstücke zu bewundern und von Dr. Jahn erläutert zu bekommen.

Zuvor war die Ausstellung mit geringfügigen Varianten in Prag zu sehen. Mit gutem Grund, denn Karl IV gilt dort als der Vater des Vaterlandes und als bekanntester Tscheche, nicht zuletzt, weil er Prag sein eindrucksvolles Gepräge gegeben hat. Prag, wo er am 14. Mai vor 700 Jahren geboren ist, wurde durch ihn zum Kunstzentrum des Heiligen Römischen Reiches. Neben Prag spielte die Reichsstadt Nürnberg für ihn eine wichtige Rolle, wo er häufig in der Kaiserburg residierte und für ihn im nahen Lauf an der Pegnitz das Wenzelsschloss erbaut wurde.

Es ist hier nicht der Ort für einen Ausstellungsführer. Dafür müssen sich Interessente schon selbst auf die Reise machen. Fast 40.000 aus dem In- und Ausland sind bereits der Einladung gefolgt, die Ausstellung ist noch bis zum 5. März 2017 geöffnet, an den Weihnachtsfeiertagen und an Silvester allerdings geschlossen. Der Katalog gilt mit seinen 708 reich bebilderten Seiten zum Preis von 24 € inzwischen als das Standardwerk zu Kaiser Karl IV.

Die Ausstellung verschweigt keinesfalls die Schattenseiten dieses Herrschers, so auch seine unrühmliche Rolle bei der Vertreibung und Ermordung der Juden in Nürnberg, den Abriss ihrer Häuser, wodurch ein großer Platz inmitten der Altstadt geschaffen wurde, der zum Hauptmarkt mit dem Schönen Brunnen wurde – ursprünglich eine bewusste Demonstration, heute der Raum für den alljährlichen Christkindlesmarkt.

Der war auch das zweite Ziel unserer Exkursion, geführt vom Schatzmeister des Nürnberger PresseClubs, Dieter Barth, der zugleich auch Vorsitzen der des Forums deutscher Presseclubs ist. Vorbei an der „Straße der Menschenrechte“ hinüber zum weihnachtlichen Markt, wo uns hoch an der Frauenkirche nochmals der Kaiser begegnete: Ähnlich dem Glockenspiel am Münchner Rathaus huldigen dort die sieben Kurfürsten dem Herrscher, Einheimischen und Touristen bekannt als das „Männlalaufen“.

Nach einer Stärkung mit Bratwürsten und Schaschlik fühlten wir uns fit, auch das letzte Ziel zu erreichen: den PresseClubNürnberg hinter einer pompösen, von Säulen beherrschten Fassade, im Haus der Nürnberger Akademie. Da kamen wir, die wir gegenwärtig und zum Glück nur vorübergehend in beengten Räumen leben müssen, ins Staunen: Für Veranstaltungen jeglicher Art verfügen die Nürnberger Kollegen über einen Prunksaal mit gut 240 Quadratmetern, umsäumt von marmornen Säulen. Auf der Gastronomie-Empore erwartete uns der Servicechef Christian Feuerlein mit Getränken nach Wahl und leckeren Lebkuchen. In gemütlichen Sesseln verschnaufend, machte uns Dieter Barth mit dem gänzlich anderen Konzept des Nürnberger Clubs bekannt: keine Pressekonferenzen wie in München, sondern Abendveranstaltungen ab 19 Uhr. Ein heißes Thema bildeten die Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei und ihre Folgen auf das Arbeiten und Leben der türkischen Kollegen in Nürnberg.

Was für ein gelungener Tag! Um den uns alle Kollegen, die nicht mitfahren konnten, sicher beneiden.

Text: Werner Siegert. Fotos: Johann Schwepfinger.

Zurück