„Die Kunst des guten Alterns“: Matinee im PresseClub

Aktive Runde voller Pläne auf dem Podium. V.l.: Helmut Markwort, Theo Waigel, Simone Rethel-Heesters, Manfred Otzelberger und Wolfgang Weimer.

Großer Andrang und eine lebendige Gesprächsrunde: Bei der Matinee „Die Kunst des guten Alterns“ im PresseClub München sprachen vier herausragende Persönlichkeiten vor rund 90 Gästen über das Älterwerden – aktiv, selbstbestimmt und mit Freude am Älterwerden.

Auf dem Podium Wolfram Weimer, Bundesminister für Kultur und Medien, Helmut Markwort, Journalist, langjähriger FOCUS-Chefredakteur, Medienunternehmer und Schauspieler, Simone Rethel-Heesters, Schauspielerin, Autorin und frühere Botschafterin der Initiative „Altern in Würde“ und Dr. Theo Waigel, ehemaliger Bundesfinanzminister und CSU-Ehrenvorsitzender.

Moderiert wurde die Matinee von Manfred Otzelberger, Journalist und Autor des neuen Buchs „Goldene Jahre – 25 Prominente über die Kunst des guten Alterns“, der noch herzlichste Grüße von Elke Heidenreich im Gepäck hatte, die ebenfalls in Otzelbergers Buch mit sehr erfrischenden Aussagen zum Thema Altern zu Wort kommt.

Arbeit als Jungbrunnen – die „Jungen Alten“

Otzelberger stellte ein zentrales Motiv seines Buches vor:
„Arbeit ist das beste Anti-Aging. Es gibt viele agile, aktive und ambitionierte Menschen – ich nenne sie die Jungen Alten.“

Simone Rethel bekräftigte diesen Gedanken eindrucksvoll. Als Schauspielerin und jahrzehntelange Partnerin von Johannes Heesters, der bis ins höchste Alter auf der Bühne stand, weiß sie um die Kraft schöpferischer Beschäftigung:
„Sich zur Ruhe zu setzen ist ungesund. Stillstand ist Gift für Körper und Geist.“

Sie plädierte leidenschaftlich dafür, Aufgaben und Sinn auch im hohen Alter nicht aufzugeben – und wies auf ihre Erfahrungen als Botschafterin für „Altern in Würde“ hin.

Theo Waigel: Verantwortung, Aktivität und Lebensfreude

Der frühere Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel zeigte sich mit 86 Jahren geistig brillant und humorvoll. Nach seiner politischen Karriere arbeitet er heute in der Kanzlei seines Sohnes, ist in zahlreichen Gremien aktiv und engagiert sich kulturell und gesellschaftlich.

Er hob die Verantwortung seiner Generation hervor, die im Schnitt deutlich länger lebt als seine Eltern-Generation und machte deutlich: „Wir Älteren müssen einen Beitrag leisten zur Generationengerechtigkeit.“ Er plädierte für eine Freundschaft zwischen den Generationen, denn auch, wenn er und andere Menschen in seinem Alter nicht wissen, was die Zukunft anbelangt, so ist eines für ihn klar. „Was wir Ältere haben, ist eine riesige Gegenwart. Und wir können unendlich dazu beitragen, dass auch das Leben unserer Kinder, unserer Enkel ähnlich hoffnungsvoll aussieht, wie unser Leben vor 80 und mehr Jahren begonnen hat.“

Helmut Markwort: Neugier als Lebenselixier

Helmut Markwort, Journalist, Medienunternehmer und FOCUS-Gründer, zeigte, wie viel Vitalität aus Neugier, Projekten und Unternehmergeist entsteht.

Mit demnächst 89 Jahren ist er noch immer publizistisch tätig, gründet Unternehmen (aktuell acht an der Zahl), spielt Theater und engagiert sich politisch.

Sein Rat an das Publikum:
„Warten Sie nicht, bis Sie angerufen werden. Rufen Sie selbst an. Viele warten zu Hause darauf, dass andere sich melden – dabei denken alle das Gleiche.“

Wolfram Weimer: Selbstbestimmung als Leitmotiv

Bundeskulturminister Wolfram Weimer gab Einblicke in gesellschaftliche und politische Perspektiven des Alterns und plädierte auch im Hinblick auf Arbeit in jedem Alter für Freiheit und Autonomie jedes einzelnen. Weimer gefiel dabei auch Weigels Idee der „Freundschaft zwischen den Generationen“. Und auch der Gedanke, in jedem Alter arbeiten zu können. Denn: Keiner müsse sich von Politik oder Gesellschaft definieren lassen, was es heißt, ein alter Mensch zu sein. „Die Freiheit, das zu tun. Die haben wir. Die sollten wir uns nehmen.“

Ein neues Bild vom Alter

Alle vier Gäste eint die Botschaft: Altern heute bedeutet Möglichkeiten, nicht Rückzug.

Ob im Beruf, in der Kunst, im Ehrenamt oder im gesellschaftlichen Engagement – wer neugierig bleibt, Aufgaben findet und sich mit Freude einbringt, kann das letzte Lebensdrittel aktiv gestalten.

Moderator Manfred Otzelberger brachte es zum Abschluss auf den Punkt:
“Das letzte Lebensdrittel kann ein Genuss sein. Wir sollten das Alter neu denken und positiv erzählen… Kein Mensch sollte sich für sein Alter schämen.“

In seinem Buch finden sich viele Beispiele gelungenen Alterns – und das in jedem Alter.

Text: Nelli Hennig
Fotos: Johann Schwepfinger

Zurück