Uschi Glas, Dafna Gerstner, Eva Umlauf: Diskussion dreier starker Frauen gegen den Judenhass

Heiße Diskussion vor großem Publikum: Engagiert diskutierten die Podiumsteilnehmerinnen mit Moderator Manfred Otzelberger und den Gästen im Konferenzsaal

Ungewöhnlich groß war der Zustrom in den Presseclub beim Thema Antisemitismus, ungewöhnlich stark besetzt aber auch das Podium. Uschi Glas, Schauspielerin. Sie engagiert sich wie kaum eine andere Prominente öffentlich gegen Judenhass. Eva Umlauf, Psychotherapeutin. Seit Ende Mai ist die Auschwitzüberlebende neue Präsidentin des Internationalen Auschwitz-Komitees und Dafna Gerstner, Deutsch-Israelin. Sie hat das Massaker vom 7. Oktober 2023 hautnah miterlebt und 19 Stunden in einem nicht absperrbaren Schutzraum ausgeharrt. Presseclubmitglied Manfred Otzelberger führte mit großer Sensibilität und Einfühlungsvermögen durch das eineinhalbstündige Gespräch, dem das zahlreiche Auditorium gebannt folgte.

„Nie wieder ist jetzt“. Darin sieht Uschi Glas den Auftrag, ihre Prominenz zu nutzen, um andere mitzuziehen im Kampf gegen den Antisemitismus. Das Thema hat sie schon lange beschäftigt, aber unmittelbarer Auslöser für ihr Engagement war das Massaker der Hamas-Terrorosten an schuldlosen Zivilisten. Immer wieder zeigte sie sich fassungslos, dass nicht ganz Deutschland aufgestanden sei.

Antisemitismus war immer da, so Eva Umlauf, aber nach dem 7. Oktober sei er salonfähig geworden. „Man hat es nicht für möglich gehalten, welcher Dreck nach oben gekommen ist“, so die 82-Jährige, die als zweijähriges Kind mit ihrer Mutter nach Auschwitz deportiert worden war und nur durch einen glücklichen Zufall das Konzentrationslager überlebte. Aber der AfD gelinge es nicht, die Erinnerung auszulöschen.

Dafna Gerstner, mit 40 Jahren einer anderen Generation angehörend, hat sich bisher in Deutschland sicher gefühlt, wo sie seit langen Jahren lebt. Doch jetzt empfindet sie stark das Gefühl von Hass und sagt: „Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“ Sie stört in Deutschland die Gleichgültigkeit und sie ist fassungslos, dass in manchen Kreisen in Berlin gefeiert wurde, als allein in ihrem Kibbuz Be’eri 102 Menschen, darunter ihr Bruder, ermordet und 30 verschleppt wurden, unter ihnen auch Kinder. Sie blieb nach dem Massaker ein halbes Jahr in Israel, denn sie konnte die Verarbeitung des Traumas nur mit ihrer Gemeinschaft erleben.

Das Problem, über dem neu aufgeflammten Antisemitismus auch über persönliche Freunde enttäuscht zu sein und manche sogar verloren zu haben, sprachen sowohl Eva Umlauf als auch Uschi Glas an, die Israelfeindlichen Demonstrationen an manchen Universitäten wurden beklagt, die Rolle der AfD, aber auch der Linken waren Thema. Und natürlich die Frage, wie es im Nahen Osten weitergeht. Eva Umlauf sieht den Frieden noch in weiter Ferne, alles andere sei Wunschdenken. „Ich glaube, dass wir ein bisschen zu früh gefeiert haben.“ Auch Dafna Gerstner ist eher pessimistisch, es gehe nur, wenn die arabischen Länder den Staat Israel akzeptieren. Der Ball liegt bei den arabischen Staaten, sagt auch Uschi Glas. „Wir müssen Israel schützen.“

Ganz am Ende kam es dann noch zu einer emotional geführten Kontroverse über die Rolle von Politik und Medien, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Text: Daniela Philippi
Fotos: Bernd Lindenthaler, Johann Schwepfinger

Zurück