Eine Führung durch die Porzellanmanufaktur Nymphenburg

Eine Führung durch die Porzellanmanufaktur Nymphenburg zu bekommen, ist kein leichtes Unterfangen. Nicht, dass diese nicht stolz ihre Schätze zeigen wollte, es ist eher den Produktionsabläufen geschuldet: Staub würde aufgewirbelt, man könnte an halbfertige Teller, Tassen oder Figuren stoßen oder die hochkonzentrierten Porzellanmaler ablenken. Umso stolzer waren Mitglieder des PresseClubs bei ihrer Besichtigungstour. Luitpold Prinz von Bayern persönlich begrüßte die Teilnehmer, die Führung übernahm Geschäftsführer Anders Thomas.

Eine Führung durch die Porzellanmanufaktur Nymphenburg.

1747 wurde die Porzellanmanufaktur Nymphenburg gegründet, 14 Jahre später zog sie in die Räume, die sie heute noch beherbergt: Das nördliche Schlossrondell. Die Manufaktur durchlebte eine wechselvolle Geschichte. Kurfürst Maximilian III. Joseph hatte sie gegründet, um die Staatsfinanzen zu sanieren. Seit 2012 der Prinz die Manufaktur übernahm, behauptet sie sich nahezu konkurrenzlos in einem von Billigware übersäten Markt. Und selbst die Kollegen in Meißen könnten neidisch herüberschauen in die kleine, aber feine Manufaktur. Prinz Luitpold über die Exklusivität, das Nymphenburger Porzellan und wo er es eingeordnet sieht:

 

Die Innovation im Unternehmen sei groß: „Jedes Mal, wenn ich hier reinkomme, fällt mir was auf, was ich vorher noch nie gesehen habe“, sagt Luitpold von Bayern. 30.000 Modelle umfasse die Kollektion, das Formenlager beherberge 700.000 Stück. Von daher könne Nymphenburg auch jederzeit zu Bruch gegangene Stück ersetzen. Ihm gehe es vor allem um Qualität und den einzigartigen Ruf als Manufaktur:

 

„Nymphenburger Porzellan ist spülmaschinenfest!“

Es wurde und wird in Nymphenburg produziert, betont der Prinz, die Räumlichkeiten seien kein Showroom. Damit übernimmt Anders Thomas, der Geschäftsführer der Manufaktur, die Führung. Geduldig beantworten er und der Prinz als Chef der Holding die Fragen der Kollegen vom PresseClub. Eine davon drehte sich um die Spülmaschinenfestigkeit. Anders Thomas erläuterte diesen Begriff ganz pragmatisch:

 

Und schon geht es los. Raus aus dem (naja, doch ein bisschen) Showroom mit Empfang, rein in die Produktion. Hinter dem Rondellhaus schließen sich die Werkstätten an, und neben den großen Gartenfiguren fällt als erstes ein Wasserlauf aus. Aus der Würm wird das Wasser abgezweigt, von Pasing bis nach Nymphenburg geleitet. Es fällt drei Meter tief und treibt eine Turbine an, die 20 Pferdestärken erzeugt. Wie schon Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit einer kleinen Einschränkung: Der Bottich, in dem die Porzellanmasse angemischt und auf Vorrat gehalten wird, hat inzwischen einen Elektromotor, der zeitgesteuert immer wieder die Masse aufmischt, damit sie konsistent bleibe. Thomas Anders:

 

Die Ofentechnik sei beim Porzellan das Entscheidende, weniger die Mischung.. Das ist eine Erkenntnis der neueren Zeit. Das Mischungsverhältnis sei nur entscheidend für den Schrumpfungsprozess, der rund ein Siebtel beträgt. Was Nymphenburger Porzellan nicht zuletzt von der Industrieware unterscheide, sei der hohe Kaolinanteil: 50 Prozent, 20 Prozent mehr als bei Industrieware. Damit erreichten die PresseClub-Mitglieder die nächste Station. Hier erklärte ein Dreher, wie ein Teller entsteht:

 

Jede Form kann dabei nur gut 15 mal verwendet werden, dann ist sie verbraucht, da die Tonform auch das Wasser aus dem Porzellan zieht. Ein Besuch bei den Porzellanmalern rundete die Werkstättenbesuch ab. Interessant ist, dass Figurengruppen oder Statuen nicht aus einem Guss entstehen, sondern aus mehreren Formen zusammengesetzt werden müssen. Das erfordert eine ruhige Hand, viel Geschick und jahrelange Übung. Und so ist, wie einer der Maler bereitwillig bekundet, eine Anstellung bei der Porzellanmanufaktur Nymphenburg ein Lebensjob. Alternativen sind rar gesät, vom handwerklichen Geschick indes lässt sich gut leben. Angesichts dieser feinen Handarbeit wundert es nicht, dass die Lehrzeit der Porzellanmaler fast komplett für Farbmischungen, Schreibunterricht und erste Übungsstücke draufgeht. Das Brennhaus zu besichtigen wäre zu heiß gewesen – und wohl auch nicht geraten. Alleine die Schilderung von Geschäftsführer Anders Thomas klingt schon arg kompliziert:

 

Noch ein paar Daten: 75 Mitarbeiter hat die Porzellanmanufaktur Nymphenburg, davon 8 Azubis, rund 30 bis 40 junge Menschen zumeist aus Bayern bewerben sich Jahr für Jahr bei der Manufaktur. Drei bis vier Azubis werden genommen. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit beträgt 20 Jahre. Zu Recht nennt sich Nymphenburg die einzige Manufaktur der Welt, dementsprechend begehrt ist das Porzellan in aller Welt: Drei Viertel der Herstellung gehen in den Export. Und auch gegen die Farbpalette der Nymphenburger kann jeder andere Betrieb nur verlieren: Rund 15.000 Farbpigmente lagern im Schlossrondell, alle Farbtöne können selbst hergestellt werden. In letzter Zeit ist gerade bei der Innenarchitektur eine wachsende Nachfrage zu verzeichnen. Auch für seine Zusammenarbeit mit Künstlern ist Nymphenburg bekannt: Was einst mit Franz Anton Bustelli begann, zieht sich durch die Jahrhunderte. Und mit Damien Hirst, der aktuell Stücke aus Porzellan gestalten ließ, wird noch lange nicht Schluss sein.

Der PresseClub München e.V. dankt der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, Luitpold Prinz von Bayern und Geschäftsführer Anders Thomas für diesen unvergleichlichen Einblick.

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