Mit strahlender Zuversicht ins Neue Jahr
EKD-Ratsvorsitzender und Landesbischof Bedford-Strohm zum Jahresbeginn im PresseClub
Es gibt Menschen, die lassen die Sonne aufgehen, wenn sie einen Raum betreten, auch und gerade, wenn sich noch so dunkle Wolken über der Zukunft auftürmen. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat uns mit seiner Glaubenszuversicht am 19. Januar viele solcher Sonnenstrahlen übermittelt.
„Wir brauchen diesen Segen unseres HERREN mehr denn je!“ Der Anfang dieses Jahres findet uns verunsichert. Die Menschen sind von Sorge erfüllt, erleben ihre Ohnmacht gegenüber den Veränderungen in der Welt. Sie erleben das unermessliche Leid der Menschen in Aleppo und anderswo, aber auch direkt vor ihrer Haustür. Und manche glauben, dem allen mit Aggression und Hetze begegnen zu können. Neuer Antisemitismus spricht aus den Reden ihrer Anführer. Angesichts dieser Bedrohungen ist es wichtig, sich immer wieder des Kerns unserer Werte bewusst zu werden, unseres Grundgesetzes mit dem ersten und grundlegenden Artikel zur Unverletzlichkeit der Würde aller Menschen.
„Wir werden laut werden müssen und diesen Personen keinen Fuß breit Platz lassen!“ mahnte der Landesbischof und wies zugleich darauf hin, dass unserm Land gerade wegen der gelungenen Aufarbeitung des NS-Regimes hohe Anerkennung gezollt wird. Der Kern unserer Verfassung entspränge zutiefst dem christlichen Glauben. Der Glaube ist die Grundlage unserer Kultur. „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ (Math. 24,40). Unser Gottesglaube fordert von uns den Einsatz für die Gemeinschaft. Der Mensch ist gefordert.
Was nun das Lutherjahr betrifft, so sieht Bedford-Strohm heute schon, dass wir die Früchte der Besinnung auf Luther ernten, insbesondere in der Ökumene. So habe der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx am Abend zuvor in der evangelischen Matthäus-Kirche eine Predigt gehalten, von der er jedes Wort unterstreichen könne. Auch Marx sei zuversichtlich, dass die Einheit kommen würde - eine Einheit in Vielfalt. Luther sei es ja nicht darum gegangen, die Kirche zu spalten, sondern Christus neu zu entdecken. Sein Buch „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ sei hochaktuell. Wichtig sei, dass beim Gedenken an 500 Jahre Reformation die Botschaft im Vordergrund stehe und nicht eine Heldenverehrung, zu der Luther auch wegen seiner Einstellung zu den Juden nicht tauge.
In der Diskussion wurde Bedford-Strohm zunächst auf die Ereignisse bei der Prozession am Karfreitag in Jerusalem angesprochen, als er und Kardinal Marx darauf verzichteten, ihre Amtskreuze beim Moscheebesuch und an der Klagemauer zu tragen. Er wisse bis heute nicht, was richtig gewesen wäre. Das Kreuz sei ja nicht ein Machtsymbol, sondern ein Symbol der Demut. Er und Kardinal Marx seien am 20. Oktober den Bitten der muslimischen und jüdischen Zuständigen für die heiligen Stätten der jeweiligen Religionen gefolgt. Sowohl er als auch Reinhard Kardinal Marx hatten ihre Amtskreuze getragen, als sie den Tempelberg betraten. Im Lutherrock und Kardinalsgewand waren beide klar als christliche Geistliche zu erkennen.
Seine christliche Grundhaltung sei nicht, das Kreuz „demonstrativ vorneweg zu tragen" und dadurch Zwietracht zu säen, sagte Bedford-Strohm: „Ich habe als Repräsentant einer Religion die Aufgabe, friedensstiftend zu wirken. Wenn ich das nicht tue, werde ich meiner Verantwortung nicht gerecht". Die Präsidentin der Israelischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bedankte sich ausdrücklich für diese Einstellung. Es sei in Wirklichkeit die Entscheidung eines Einzelnen gewesen, den beiden Vertretern der christlichen Kirchen diesen Rat zu erteilen, über den sie sehr entsetzt gewesen sei.
Auf die Frage von PresseClub-Mitglied Günther von Lojewski, ob die Kirchen nicht stärker in die Offensive z gehen und deutlicher herausstellen könnten, was die christlichen Kirchen von den anderen Religionsgemeinschaften trennt, antwortete Bedford-Strohm mit dem Hinweis, dies geschehe ja bereits in sämtlichen Medien. Den Unterschied sieht er kurz formuliert in der radikalen Liebe. Voraussichtlich im April erscheine sein neuestes Buch „Radikal lieben – Anstöße für eine mutige Kirche der Zukunft“. Er sei überzeugt, dass Frömmigkeit und Dankbarkeit ausgesprochene Zukunftskonzepte auch der Jugend seien.
Weitere Fragen konzentrierten sich auf die immer stärkere Ökumene. Bedford-Strohm konnte darauf verweisen, dass er in Kürze gemeinsam mit einer Delegation der EKD dem Papst die neue evangelische Bibel überreichen werde. Schon früher habe der Papst seine Meinung kund getan, dass es nicht primär auf die Dogmen ankäme, sondern auf die Bedürfnisse und Befindlichkeiten der Gläubigen. Dennoch sei es in einer Weltkirche wie der katholischen Kirche schwierig, diese allumfassend einzufangen. Daher könne man sich auch nicht auf Zeithorizonte festlegen, sondern müsse sich auf den Heiligen Geist verlassen.
Bezüglich der bevorstehenden Wahlkämpfe solle man keine Ängste schüren. Von denen, die ein Amt anstreben, müsse man ethisches Verhalten anfordern und alles bekämpfen, was nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar ist.
Zuletzt verwies Bedford-Strohm auf den zum Lutherjahr erschienenen, umfangreichen und reich bebilderten „Reiseführer 2017 / Der Reformationssommer in Bayern“, herausgegeben von der Evang-Luth. Kirche in Bayern, mit Hinweisen auf alle Veranstaltungen zum Lutherjahr in Bayern. Kontakt: Pfarrer Christian Düfel, Nürnberg, Tel. 0911/214 23 49, reformationsdekade@elkb.de