Launiger Festakt: Verleihung des Herwig-Weber-Preises des PresseClubs und des Publizistikpreises der Stadt München 2013
Ruthart Tresselt, Vorsitzender des PresseClubs, und OB Christian Ude haben am Montag, 14. Oktober 2013 den HERWIG-WEBER-PREIS 2013 des PresseClub München und den PUBLIZISTIKPREIS 2013 der Landeshauptstadt München an Heribert Prantl im Saal des alten Rathauses verliehen.
Die Jury des PresseClubs unter Vorsitz von Dietmar Schmidt sichtete insgesamt 62 Einreichungen, wobei es die Qualität und Quantität der Beiträge nahelegten, den Herwig-Weber-Preis in diesem Jahr aufzuteilen. Verliehen wurde ein erster Preis, zwei zweite Preise sowie erstmals ein eigener Nachwuchspreis. Die Preisgelder setzen sich aus Mitteln des PresseClub zusammen sowie aus Spenden der Förderer, allen voran der Bayerische Journalistenverband (BJV), die Bayerische Staatskanzlei, die Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft, die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM), die Landeshauptstadt München, der Münchner Zeitungsverlag (tz/ Münchner Merkur) sowie der St. Michaelsbund.
Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Preis, der nach dem ehemaligen FAZ-Journalisten und München-Korrespondenten Herwig Weber benannt ist, ging in diesem Jahr an jeweils zwei TV- und Print-Beiträge. Mit dem ersten Preis wurden Eva König und Michael Krawzczyk ausgezeichnet, die in ihrem Film „Das zerrissene Leben – Zwischen Heimat und Emigration“ die Schicksale jüdischer Emigranten nachzeichneten. Für den im TV-Programm des BR ausgestrahlten Film waren insgesamt 250 Stunden Material und lange Drehzeiten in den USA notwendig. Man habe bei der Dokumentation tolle Menschen kennengelernt, die durch ihre Flucht der Stadt für immer verloren gegangen seien, so Krawzczyk bei der Verleihung. Wie Eva König skizzierte, gab es von den überlebenden Zeitzeugen viele und positive Reaktionen nach Ausstrahlung des Films. König und Krawzczyk erhielten für ihren zunächst auf eigene Rechnung produzierten TV-Film ein Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro.
Christian Rost von der Süddeutschen Zeitung wurde mit einem der beiden zweiten Preise geehrt. Sein Artikel über den eine Zeitlang lebenden Sohn Gaddafis und vor allem den Umgang der hiesigen Behörden mit diesem wurde mit 2.000 Euro gewürdigt. Das investigative Stück war nach langer Recherche und in Folge von merkwürdigen Zeugenaussagen in einem Gerichtsverfahren am Landgericht München entstanden. Im Zuge der Recherche kam etwa heraus, dass der damalige Polizeipräsident sich mit dem hier häufiger straffällig gewordenen Diktatorensohn getroffen hatte, und von diesem zum Essen hatte einladen lassen, um fern der Öffentlichkeit mögliche Vergehen des Sohns in der Landeshauptstadt „geräuschlos“ zu behandeln.
Für ihren Film „Knochen aus Glas – Oswald und seine Brüder“, der im BR und in einer weiteren Fassung in der ARD gesendet wurde, wurde Petra Wiegers als zweite Preisträgerin des zweiten Preises ausgezeichnet. In dem Portrait stellt sie drei Brüder vor, die mit Osteogenesis imperfecta, umgangssprachlich: Glasknochenkrankheit, geboren wurden. Der Film zeigt den Alltag der drei Protagonisten, die ebenfalls zur Preisverleihung gekommen waren. Und dieser Alltag ist so spannend, wie der von Menschen ohne Behinderung: Partnerschaften schließen, arbeiten, Sport treiben – und Kinder kriegen. Letzteres sei der Auslöser gewesen, den Film zu drehen, sagte Wiegers. Denn in Leser-Reaktionen auf vorherige Presseberichte hatten verschiedene Menschen ihren Ressentiments freien Lauf gelassen. Tenor: „Wie kann ein Behinderter auch noch ein Kind bekommen.“ Diese Äußerungen gingen bis hin zu rechtsextremen Äußerungen, was ein Ansporn gewesen sei, einen positiven Film zu zeigen, der Ausgrenzungsversuchen etwas entgegensetzt.
Ebenfalls mit Ausgrenzungen beschäftigte sich die Lehrredaktion der Klasse 51K der Deutschen Journalistenschule. Für ihre Abschlusszeitung „Mehmet“ wurden die Journalistinnen und Journalisten ausgezeichnet. Martina Kix und Theresa Authaler nahmen den mit 2.000 Euro dotierten Preis von Ruthart Tresselt stellvertretend für die gesamte Klasse auf der Bühne entgegen. Das Gemeinschaftsprojekt, das vom DJS-Dozenten Chris Bleher begleitet wurde, nahm den Fall „Mehmet“ auf. 15 Jahre nach Erscheinen der Artikel über den Münchner Jungen, der im Jahr 1998 in die Türkei abgeschoben wurde, sprachen die DJS-Schüler mit dem als Chiffre für gewaltbereite Migranten gehandelten Mehmet und mit dem vormaligen bayerischen Innenminister Günther Beckstein. Allerdings war das Printprojekt so angelegt, das aktuelle Bezüge zum Diskurs über Fremd und Nicht-Fremd aufgenommen wurde. Recherchiert wurde vor Ort: in Neuperlach etwa, wo sich noch heute Lehrer, Jugendclubs und Sozialarbeiter äußerst ungern auf gespräche mit Journalisten einlassen. Das Zeitungs-Projekt zeigt zudem, wie sich Ende der 1990er Jahre die Politik anhand eines „Falls“ aufmachte, eine Law-and-Order-Agenda zu verwirklichen – und wo auch der damalige Wahlkampf eine große Rolle spielte.
Kein Wahlkampf, aber Politik und Recht: Das sind die Themen von Heribert Prantl. Der leitende SZ-Journalist erhielt in diesem Jahr den Publizistikpreis 2013 der Landeshauptstadt München, der ihm von Oberbürgermeister Christian Ude verliehen. Die Laudatio auf Heribert Prantl hielt der Kabarettist Georg Schramm. Dessen Rede zeigte, dass eine Lobrede auf einen Journalisten auch die Form einer polemischen Anklage haben kann. Schramm ging dabei mit der Flüchtlings-Politik der Bundesregierung und der EU hart ins Gericht. Eine Laudatio, die mit großem Applaus und stehenden Ovationen bedacht wurde. Heribert Prantl entgegnete in seiner kurzen Dankesrede, dass er sich weiterhin auch der Themen Asyl- und Flüchtlingspolitik annehmen werde. Gerechtes Handeln etwa durch gerechten Handel wäre eines der Ziele, die umgesetzt werden müssten, so Prantl. „Flüchtlinge sind Menschen, für sie gilt ebenfalls der Schutz der Menschenwürde.“
Text: Thomas Kletschke, Fotos: Robert Auerbacher