On Air oder Online: Wieviel Welle braucht die Radioausbildung?

Lebhafte Diskussion um die Zukunft des Münchner Ausbildungs- und Studentenradio „M94,5“ im Münchner Presseclub am 27.01.2017

Ja, die Abschaltung der deutschen UKW-Frequenzen wird noch dauern. Ein verbindlicher Termin wurde unbestimmt verschoben. Dennoch soll das afk-Radio „M94,5“ seine gewohnte UKW-Welle schon in wenigen Monaten verlieren und dann als DAB+-Sender mit wenigen Dutzend Münchner Hörern weitermachen. Das schade dem Ausbildungszweck nicht, immerhin sei DAB+ ja auch terrestrisch und man könne auch dort „ON Air“ gehen und die Motivation daraus mitnehmen. Außerdem sei man ja auch permanent im Web zu hören. Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien/BLM schlug den Medienräten bereits im Dezember vor, die Ausbildungswelle mit den vielen Hundert erfolgreichen Zöglingen ins digitale Outback zu entlassen. Auch Schneider wolle die Ausbildung sichern und ins „Trimediale“ hinüberführen. Dort sei die Zukunft und mittelfristig seien dort auch wieder viele Zuhörer.

Die Medienräte des Hörfunkausschusses aber wollten sich noch stärker informieren und stimmten bereits Anfang Dezember mit 8 : 8 für einen Aufschub der Entscheidung. Im Presseclub konnte man sich aus erster Hand informieren über Chancen und Risiken. Insbesondere Dr. Bernhard Goodwin vom Institut für Kommunikationswissenschaft an der LMU, selbst seit 18 Jahren mit den Dingen in und um den Aus- und Fortbildungskanal befasst, warnte vor schnellen Entscheidungen. Der Ausbildungs-charakter hänge massiv vom Livecharakter und von einer großen öffentlichen Resonanz ab. Neben dem Ausbildungsbetrieb sei M94,5 ein echter Radiosender mit Themen, die den Medienstandort bereicherten. Dr. Goodwin betonte dabei auch das nichtkommerzielle Moment, welches sich nutzbringend in außergewöhnliche Themen und Independent Music - Auswahl einbringe. Er würdigte dabei die Aufbauleistung, die bei diesem Erfolgsprojekt von BLM über Jahrzehnte geleistet wurde. „Pro Jahr steuer wir 800.000 € bei“, konkretisierte der BLM-Chef an dieser Stelle.

Junge AFK-Redaktionsmitglieder berichteten aus dem Redaktionsdienst des 20-Jahre-jungen Münchner Radiosenders und wiesen auf die Bedeutung des UKW-Betriebes für Publikum und Medienpartner hin: „Die Relevanz bei den Musikverlagen und auch bei den Bands wird sinken, wenn wir die UKW verlieren“. Der On Air-Betrieb über UKW sei Kult und müsse dort auch auffindbar bleiben.

Willi Schreiner, selbst Radioprofi und seit Jahrzehnten Manager in Diensten der Neuen Welle-Sender, wies als Vorsitzender des VBL/Verband Bayerischer Lokalrundfunk auf die Marktverschiebung hin. Eine der größten und erfolgreichsten Radiostationen würde mit seinem Ableger „Rockantenne“, der die M95,4 –Frequenz in München erhalten soll, noch mehr Hörerpotential erhalten. Die Spendings im Radiomarkt würden sich nicht erhöhen, wenn neue Player große Wellen erhielten.

Als Kompromiss stellte BLM-Präsident Siegfried Schneider die Überlassung der alten Erdinger UKW-Stützfrequenz in Aussicht. Diese würde Rockantenne ggfs. in einem Tausch an das Münchner AFK-Radio abgeben. Ein AFK-Programmfenster auf der UKW M94,5 beizubehalten wurde ebenfalls diskutiert.

Das Thema „UKW-Ausstieg“ des afk-Radios in München steht bei der nächsten Sitzung des Medienrates/Hörfunkausschuß am 09. Februar erneut auf der Tagesordnung.

Uwe Brückner

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