Superstar Napoleon? Besuch der Bayerischen Landesaustellung 2015

Superstar Napoleon? Besuch der Bayerischen Landesaustellung 2015. Foto: Hans Schwepfinger

Spät kam er, der PresseClub, doch er kam – zur diesjährigen Jahresausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte „Napoleon und Bayern“ in Ingolstadt. 30 Teilnehmer versammelten sich im Foyer des Bayerischen Armeemuseums, gerade am Limit für zwei Gruppen-Führungen durch rund 15 Jahre dramatische Geschichte im Bündnis zwischen den Wittelsbachern und Frankreich nach dem Verlust der linksrheinischen Gebiete an die Franzosen.

Wer die Ausstellung betritt, steht vor einem großen Gemälde von Nicolas-Antoine Taunay „Einzug Napoleons in München am 24. Oktober 1805“ – und wir bekommen eine Lektion in napoleonischer Öffentlichkeitsarbeit. Denn an diesem Bild stimmt vieles nicht. Der Kaiser ritt nicht auf seinem Schimmel inmitten seiner Kavallerie ein, sondern kam des Abends in einer Kutsche. Der Künstler aber lässt den Stachus, das Karlstor und den Liebfrauendom in hellem Sonnenlicht erstrahlen. Die Truppen stehen in Reih und Glied. Damit ist ein Akzent gesetzt für die ganze Ausstellung, sofern es um die Siege und erfolgreichen Feldzüge Napoleons geht: Der Kaiser wollte, mit unseren heutigen Worten zu sprechen, als Superstar in die Geschichte eingehen – wie an vielen Ausstellungsstücken sichtbar wird, in Gemälden, Dokumenten, Porzellan und Pappmaché. Es sind Selfies auf die edlere Art. War ein Feldzug nicht ganz so erfolgreich, wird dies zunächst dennoch in einen Sieg umgemünzt. Am 24. August 1805 stimmte Kurfürst Max IV. Joseph dem folgenschweren Bündnis mit Napoleon zu, wonach Bayern im Kriegsfall 30.000 Mann zu stellen hatte. Als Ersatz für die verlorenen Territorien erhielt der Adel Gebiete aus dem enteigneten Besitz der Kirchen und Klöster.

Superstar Napoleon? Besuch der Bayerischen Landesaustellung 2015

Es führt zu weit, hier in wenigen Worten die ganze, sehr eindrückliche – sogar mit Kanonendonner untermalte – Ausstellung zu schildern. Auch das Desaster des verlustreichen Feldzugs gegen Russland, bei dem auf dem Rückzug von Moskau ca. 420.000 Soldaten den Tod fanden, prägt sich tief ein. Von den 30.000 Bayern kehrten damals weniger als 3.000 zurück. Bayern wechselte nun die Seiten, war aber nun dank Napoleon ein Königreich. Die lebendigen Führungen durch die Leiterin der Ausstellung, Frau Dr. Hamm und deren Kollegin wurden mit lebhaftem Beifall belohnt.

Foto: Andreas Mayr

Am Nachmittag widmeten wir uns unter der ebenso charmanten wie sachkundigen Führung durch Christian Wilhelm der Geschichte der uneinnehmbaren Festung Ingolstadt. Die Zeit reichte gerade  noch für einen Besuch des Liebfrauenmünsters sowie des prachtvollen Bürgersaals Sta. Maria Victoria mit dem grandiosen Deckenfresko von Cosmas Damian Asam und den Stuckaturen seines Bruders Egid Quirin. Die Krönung der Exkursion bildete der Anblick der kostbaren Monstranz, die der Augsburger Goldschmied Johannes Zeckl in 30jähriger Arbeit 1708 mit der Darstellung der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571 vollendet hat.

Text: Dr. Werner Siegert. Fotos: Hans Schwepfinger und Andreas Mayr

Zurück