Unsere Reise zu den freiwilligen Bayern ins Coburger Land
So eine PresseClub-Reise hat viel Ähnlichkeit mit Weihnachten. Wochenlang ist unser starkes Team mit Clubchef Peter Schmalz und Managerin Angelica Fuss an der Spitze bestrebt, für uns tolle Geschenke auszudenken, zu prüfen, zu ermöglichen und zu arrangieren – gut, wir zahlen auch ein Scherflein dazu – und dann kommt der lang ersehnte Tag, der Bus steht da, wir machen es uns gemütlich, Angelika zählt die Häupter der Glücklichen. Alle waren überpünktlich. Um 7:55 h am 19. Mai startet der Bus vor dem Regent-Hotel und die Geschenke reihen sich wie eine Perlenkette – 3 Tage lang. Inge Nestler verteilt an die vom frühen Aufstehen Ermatteten süße Stärkungen. Die Natur hat ihr schönstes Gewand angelegt, mit frischem Grün und leuchtend gelben Rapsfeldern. So ist bereits die Fahrt bis zu unserer ersten Station Kloster Banz, hoch über dem Maintal, ein Genuss. Schon von fern grüßen die markanten Doppeltürme der Klosterkirche; ganz anders als die vom gegenüberliegenden Kloster Vierzehnheiligen, die sich zu verstecken scheinen.
Kloster Banz – mit wechselvoller Geschichte
Nur ganz kurz: Erst war da eine stark befestigte Burg. Um 1070 gründete Gräfin Alberada im Vollzug eines Gelübdes auf dem Burgberg eine Benediktiner-Abtei. 1505 bis auf die Grundmauern abgebrannt, wurde sie jedoch alsbald wieder aufgebaut, in den Bauernkriegen wieder zerstört. Nach dem Wiederaufbau im Dreißigjährigen Krieg abermals geplündert und geschleift. Jedes Mal erstand die Klosteranlage prächtiger als zuvor. Diesmal unter den Architekten Ludwig Dientzenhofer und Balthasar Neumann. Die Blüte des Klosterlebens endete mit der Säkularisation. 1814 erwarben die Wittelsbacher das Kloster als Sommer-Residenz. 1918 verpachteten sie es an den Trappisten-Orden, der sich jedoch alsbald durch die vielen neugierigen Touristen gestört fühlte. 1933 wechselte Banz ins Eigentum des Missionsordens der Gemeinschaft von den Heiligen Engeln. Im 2. Weltkrieg wurde es Lazarett, dann bis 1964 ein Caritas-Altenheim.
Jeder, der heute auf den Klosterberg fährt, fragt sich: Wie kann man diesen riesigen Komplex erhalten und bewirtschaften? So ist er auch immer mehr verfallen und konnte kaum noch notdürftig repariert werden.
1979 erwarb die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung das einstige Kloster für 1 Deutsche Mark! Das sagt alles über den Zustand. Die Stiftung verpflichtete sich damit, die gesamte Anlage zu restaurieren und zu erhalten. Der Leiter von Kloster Banz, Michael Möslein, der uns im prachtvollen Kaisersaal willkommen hieß, führte uns in die Geschichte auf dem Klosterberg in humorvoller Ausführlichkeit ein, um dann auf die harten Fakten des Wiederaufbaus einzugehen. Im 1. Bauabschnitt mussten 30 Hektar Dachfläche für 5 Mio DM saniert werden, ehe mit der Restaurierung der Gebäude begonnen werden konnte. 1983 feierliche Eröffnung eines Teils der Anlage für Tagungen, Seminare und Festlichkeiten, um aus den Erlösen den weiteren Ausbau mit finanzieren zu können. Heute steht der ganze Komplex nicht nur der CSU, sondern allen Interessenten für die Erwachsenenbildung, aber auch für private Feiern zur Verfügung: u.a. 79 Einzel- und 36 Doppelzimmer sowie 12 Seminarräume mit modernster Tagungstechnik, großes Fürstenzimmer, Kaisersaal, Schwimmbad, Sauna, Kegelbahn, gepflegte Außenanlagen und rundum der „Gottesgarten am Obermain“. Mit 40.000 Übernachtungen im Jahr und einer Küchenkapazität von 400 Mahlzeiten am Tag hat die Hanns-Seidel-Stiftung den Klosterkomplex wieder zur Blüte gebracht, nicht zuletzt davon profitierend, dass der andere Standort Wildbad Kreuth nicht mehr zur Verfügung steht.
Nach Übergabe unseres Gastgeschenkes „Maibock-Krug 2017“ durch Peter Schmalz, kurzer Führung und leckerem Mittagessen drängte der enge Zeitplan zur Weiterreise. Nur wenige konnten auch noch einen flüchtigen Blick in die von Dientzenhofer erbaute prächtige Barock-Klosterkirche werfen.
Vom Kloster zur Veste Coburg, von den Katholischen zu den Evangelischen
Um die Verspätung wieder einzuholen, verzichteten wir auf das Einchecken und Frischmachen im Hotel. Unser nächstes Ziel war die Bayerische Landesausstellung im Luther-Jahr 2017 „Ritter, Bauern, Lutheraner“ auf der Veste Coburg, dem schon von Weitem beherrschenden Blickpunkt. Ein halbes Jahr hat Martin Luther 1530 auf der Festung gelebt und sich der Reichsacht entzogen, Veranlassung für das Haus der Bayerischen Geschichte genug, hier zusammen zu tragen und zu zeigen, was von dieser Zeit, von Luther, von der Reformation und Gegenreformation Bedeutendes verblieben ist. Zitat aus dem Prospekt: „Vor 500 Jahren – eine Zeit stürmischer Bewegung – Die Ritter kämpfen ihren letzten Kampf, die Bauern stehen auf und bei den Stadtbürgern gärt es ... Die Schriften Martin Luthers bringen jahrhundertealte Gewissheiten ins Wanken ... Im Schutz der Veste Coburg verfolgt Luther 1530 den Augsburger Reichstag“.
In zwei Gruppen begeben wir uns auf die anderthalbstündige Führung zu ausgewählten Exponaten, Fingerhüte, goldene Hostienschränkchen, der Tod, ein hölzerndes Gerippe, auf einem Löwen reitend, viertelstündlich einen Knochen schwingend und die Zunge bläkend, Luthers Wohn- und Arbeitsräume, der kostbare gläserne Hedwigsbecher aus Luthers Besitz, ursprünglich im Besitz der Hl. Elisabeth von Thüringen. Schnell geht es vorbei an interessierenden Original-Drucken und Dokumenten. Man könne ja anschließend nochmal in Ruhe durch die Ausstellung gehen; was natürlich illusorisch ist; denn ohnehin dauert alles länger als vorgesehen. Die Besichtigung der Stadtkirche St. Moriz muss auf den nächsten Tag verschoben werden.
Ziemlich geschafft von diesem reich beschenkten Tag nach früher Anreise checken wir im Romantik-Hotel „Goldene Traube“ ein, exzellent ausgewählt, ein empfehlenswertes Haus. Wer schnell unter eine erfrischende Dusche huscht, muss erst neueste Technologie testen, um sich nicht unversehens die ganze Haarpracht zu verregnen. Man lernt nicht aus.
So erquickt machen wir uns auf zum Gasthaus „Goldenes Kreuz“ und erhoben, frei nach Homer, abermals die Hände zum lecker bereiteten Mahle. Dank der guten Kontakte von PresseClub-Vize Uwe Brückner, der aus dem nahen Bad Rodach stammt, hatten wir dazu einen überaus interessanten Zeitzeugen: Jörg Bernhard Bilke, Journalisten und Buchautor, der – aus der Bundesrepublik kommend – am 9. September 1961 während der Leipziger Buchmesse von der Stasi verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Er wurde nach drei Jahren Haft für 40.000 DM von der Bundesregierung freigekauft. Zitat aus dem Internet: „Bilke weiß spannend zu erzählen – das zuweilen überbordende Detailwissen tut dem keinen Abbruch.“ So war es denn auch. Er mag es einigen von uns verzeihen, dass sie dem nicht in ständigem Wachzustand folgen konnten.
Samstag, 20. Mai: Morizkirche, Stadtführung, Fahrt zur Heldburg und zum Schloss Callenberg
Tolles Frühstück! Kein Wunsch bleibt unerfüllt! Vielen Dank! Und so gestärkt wird erst einmal die Besichtigung und Führung durch die „Luther-Kirche“ St. Moriz nachgeholt, husch, husch, weil schon die Konzertbesucher hineinströmen und eine Taufe angesagt ist. Im ursprünglich gotischen katholischen Gotteshaus zog später mit der Reformation die typisch evangelische, frühklassizistische Kargheit ein. Hier predigte Martin Luther in seiner Coburger Zeit. Beherrscht wird die Kirche vom Hochaltar, einem prächtigen, über 13 Meter hohen Epitaph aus Alabaster mit biblischen Darstellungen.
Die Stadtführung führt über den geschäftigen Marktplatz, gesäumt vom Renaissance-Rathaus, dem prachtvollen Stadthaus im Stil der Spätrenaissance und stolzen Bürgerhäusern. Wäre man nicht so satt und in Eile, so würde man sich hier eine original Coburger Bratwurst gönnen, gegrillt über Kiefernzapfen. Die Länge würde angeblich das Bratwurst-Männle auf dem Rathaus vorgeben, das aber in Wirklichkeit den Stadtheiligen St. Mauritius darstellt. Wir entdecken auch einen Laden, der Klöße zum Mitnehmen verkauft, sozusagen „Kloß‘ to go“.
Spätestens bei der Stadtführung wird dann auch die weise Entscheidung der Bürger aus Stadt und Land Coburg gepriesen, die sich in einer Volksabstimmung 1919 „freiwillig“ dafür entschieden haben, nicht zu Thüringen, sondern zum Freistaat Bayern gehören zu wollen. Sie seien also die einzigen freiwilligen Bayern! Und sind so später dem Schicksal entgangen, zur DDR zu gehören. Bayer sein lohnt sich!
Beim Mittagessen im Gasthof „Loreley“ beehrt uns die 2. Bürgermeisterin Dr. Birgit Weber (CSU) zugleich Referatsleiterin Bauen, Umwelt und Tourismus im ansonsten SPD-geführten Stadtrat. Sie berichtet von den großen Fortschritten, die Coburg in jüngster Zeit durch die verbesserte Infrastruktur, durch bedeutende Industrieansiedlungen, durch die Hochschule für angewandte Wissenschaften mit Schwerpunkt Design gemacht hat und dass die baldige Fertigstellung der ICE-Strecke von Nürnberg über Bamberg, Coburg, Erfurt, Leipzig nach Berlin, die dem aufblühenden Tourismus nochmals einen Schub verpassen wird.
Schnell in den Bus, nicht nur, weil er im Halteverbot steht, sondern weil die Veste Heldburg mit dem im September 2016 eröffneten Deutschen Burgen-Museum auf uns wartet. Dabei überqueren wir unbemerkt die Landesgrenze nach Thüringen. Die mittelalterliche Burg erhebt sich auf einem 403 m hohen Fels, was wir spürten; denn noch vom Mittagessen ermüdet, mussten wir den Berg schweißtreibend erwandern, ein kleiner Vorgeschmack auf die vielen Treppenstufen, die noch auf uns warteten. Empfangen wurden wir von Professor Dr. Ulrich Großmann, dem Leiter des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, der uns im Burghof in die Geschichte der Burg einführte, die nach einem Brand gerade wieder mit einem Aufwand von 7,2 Mio € aus Mitteln der EU, des Bundes und des Landes Thüringen saniert worden war. Passend zum Lutherjahr präsentierte man in der Burg eine Sonderausstellung unter dem Motto „Ein feste Burg ist unser Gott“. Leider war das geplante Café noch nicht eröffnet. Überdies war schon wieder Eile angesagt: Im Schloss Callenberg erwartete uns längst S.H. Prinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha. Er nahm es mit vornehmer Gelassenheit, dass wir mit fast einer halben Stunde Verspätung den Schlossberg herauf kamen und führte uns gleich in die fast 400 Jahre alte Schlosskapelle, die als frühes Beispiel protestantischer Kirchen-Architektur gilt.
Auf lockere Weise erläuterte er uns die verschlungenen, nicht immer einfachen Verhältnisse zwischen der Coburg-Gothaischen und der Englischen sowie südeuropäischen Verwandtschaft. Im 19. Jahrhundert galt ähnlich wie in Austria, dass die Coburger Herzogsfamilie durch geschickte Heiratspolitik und Diplomatie international an Ansehen gewann und vorteilhafte Verbindungen knüpfen konnte. Insbesondere die beiden Weltkriege und eine problematische Neigung des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha zum Nationalsozialismus stellten die Verwandtschaft auf eine Zerreißprobe. S.H. Prinz Hubertus beantwortete alle unsere Fragen mit großer Offenheit und erhielt – wie alle unsere Gesprächspartner – als Gastgeschenk den Münchner Maibock-Krug 2017. Ob er je daraus trinken wird?
Leider gab es auch in Schloss Callenberg kein Café. Aber es war ja schon bald Abend und Zeit, um 19 Uhr im Brauhaus Coburg das Abendessen einzunehmen. Welch ‘ein Tag!
Sonntag, 21. Mai, Goldene Traube ade, auf zum Spielzeug-Museum nach Sonneberg, Mittagessen in der Perle des Frankenlandes Seßlach – und leider schon Heimreise
Die Koffer gepackt und ein letztes Mal das vielseitige, üppige Frühstück einschließlich Fränkischem Perlwein genossen. Hinein in den Bus, wieder eine Fahrt durch die sonnige fränkische Hügel-Landschaft. Irgendwo verlief dort einmal die Zonengrenze. Sonneberg lag in der DDR. Die Leiterin des Museums, Frau Reinhild Schneider gab uns eine kurze Einführung in die Geschichte des Hauses. 1901 wurde das „Industrie- und Gewerbe-Museum des Meininger Oberlandes“ gegründet. Daraus entwickelte sich die in Deutschland bedeutendste historische Spielzeug-Sammlung. Zugleich wurde Sonneberg in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Weltzentrum der Spielwaren-Produktion und des Handels, vertreten auf allen Weltausstellungen mit prämiierten und patentierten Neuheiten. Längst ist eine Erweiterung und Modernisierung des Museums fällig. Sie soll in 5 Bauabschnitten erfolgen, wovon gerade einmal der erste vollzogen ist. Es war vorauszusehen, dass in uns sofort der Spieltrieb erwacht, das Staunen über die mechanisierten Puppen nicht minder, die Spielzeugautos und Eisenbahnen. Die Führung endete beim bekanntesten Ausstellungsstück des Museums, der Schaugruppe „Thüringer Kirmes“ mit 67 lebensecht wirkenden Figuren, die ein typisches ländliches Volksfest feiern, 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel präsentiert und mit einem „Grand Prix“ ausgezeichnet. Leider keine Zeit mehr für die Puppen. „Kommen Sie doch mal wieder!“ Trostreiche Worte beim Abschied.
Seßlach? Wo liegt denn Seßlach? Südwestlich von Coburg, ein Stück die 303 entlang, dann auf kleinen Straßen zu erreichen – und genau diese abseitige Lage war ein Vorteil für diese „Perle des Frankenlandes“, wie uns Bürgermeister Martin Mittag (CSU) beim Mittagessen im Altstadthof erläuterte. Das kleine Seßlach hatte bereits 1335 vom Kaiser Ludwig dem Bayern das Stadt- und Befestigungsrecht erhalten und eine bis heute vollständig erhaltene Ringmauer mit drei Stadttoren errichtet. Da sie abseits der großen Verkehrswege liegt, wurde sie weitgehend von kriegerischen Ereignissen verschont. Dadurch ist das mittelalterliche Stadtbild bis auf ein paar Steinhäuser am Markt, die Folge eines Brandes, erhalten. Stolz führte uns der Bürgermeister noch durch seine Stadt. Wir wären gern – wie überall auf unserer Reise - länger geblieben. Aber die Reiseleitung musste zum Aufbruch drängen.
Nach sicherer, ruhiger Fahrt, souverän durch unseren Busfahrer Torsten Panek, erreichten wir Punkt 19 Uhr planmäßig den Bushalt am Münchner Hauptbahnhof. Es war wieder eine rundherum schöne, informative, bereichernde Reise, für die alle Mitreisenden Peter Schmalz, insbesondere unserer Angelica Fuss und auch der stets hilfsbereiten Inge Nestler aufrichtigen Dank zollten.