Reise25.09.2014–28.09.2014

PresseClub-Reise 2014 von Passau nach Wien: Auf der „Straße der Kaiser und Könige“

Foto: Passau Tourismus e.V.

So bezeichnet ein reizvoll bebilderter Prospekt die Donau, die in diesem Jahr die Route für die traditionelle mehrtägige Club-Reise vorgab. Wir zitieren weiter: „Abends wurde die Reise unterbrochen, um in prächtig herausgeputzten Städtchen … zu tafeln und zu nächtigen“. Die Städtchen, in denen diesmal nicht Kaiser und Könige, sondern die PresseClub-Schar tafelte und nächtigte, haben sich inzwischen zu bedeutsamen Städten und Plätzen entwickelt.
Unsere Reise auf der Donau, die auf ihrem 2880 Kilometer langem Weg zum Schwarzen Meer zehn Länder durchquert, führte uns zunächst in die Drei-Flüsse-Stadt Passau, wo wir im „Hotel König“ königlich abstiegen. Kundige spurteten gleich zum Dom, um dort andächtig zu lauschen, wie der Organist alle Register der größten Dom-Orgel der Welt zog: 17.974 Pfeifen bei 233 klingenden Registern ertönten vom brausenden Fortissimo bis zur säuselnden Pianissimo mit klassischer und moderner Kirchenmusik. Am Nachmittag ging es dann mit unserer Stadtführerin in die Hölle, genauer: in die Höllgasse, die weniger mit Feuer als mit Wasser in vielen Jahren Höllenängste erlebt hat. Noch nie stand das Wasser so hoch wie 2013. Wer die Hochwassermarken an den Häusern der Altstadt auf sich wirken lässt, sich hinein zu versetzen versucht, was Donau, Ilz und Inn in der Stadt angerichtet haben, wundert sich, dass wenigstens die äußerlichen Schäden  so schnell beseitigt werden konnten.

Auch die Schokoladenseite erleben
Inmitten der Barockstadt, zwischen den Palästen und Residenzen hatte unser belgisches Mitglied Ann Marie de Jonghe für uns ein besonderes Schmankerl arrangiert: den Besuch im Flämischen Schokoladenhaus beim belgischen Meister-Chocolatier Patrick de Clerck. Wie entsteht Schokolade? Was macht ihre Qualität aus? Neben der ständig flutenden Schokoladenschmelze lernten wir, wie Pralinen in Manufakturarbeit entstehen– und natürlich gab es einiges zu naschen. Wunderbar der Tipp des Chocolatiers: Man soll Schokolade nicht lange aufheben (jajaja!) und nie im Kühlschrank lagern.
Abends entfaltet die Passauer Altstadt den ganzen Reiz einer Universitätsstadt mit ihren vielen Kneipen und einladenden Wirtshäusern.

Auf Donauwellen nach Linz
Früh, sehr früh am Morgen des 26. September, galt es, das Gepäck dem Bus anzuvertrauen und dann an Bord der „MS Anton Bruckner“ zu gehen, die mit 458 Plätzen ein kapitales Schiff ist. Noch ein letzter Blick auf die großartige Kulisse der Barockstadt Passau geworfen, dann tuckerten wir gemächlich dahin auf der graugrünen Donau, während hier eine Burgruine, dort ein Kloster vorbei zog. Und immer wieder Schleusen, verbunden mit Kraftwerksanlagen, die jeweils ca. 1 Milliarde Kilowatt Strom im Jahr erzeugen. Elf Meter senkt sich unser Schiff zwischen den Schleusenmauern. Leider hatte uns bei der Ankunft in Linz der Westwind die Regenwolken aus Bayern nachgeschickt. Unter Schirmen begaben wir uns zum Stadtrundgang „Linz verändert“. Warum dieser Titel? Linz – das ist doch die große Industriestadt, Linz, das ist „Voest Alpine“, Schornsteine, Hochöfen, Linz, das ist Hitler und sein Wunsch, daraus die Reichskulturstadt entstehen zu lassen. Mit diesen Linz-Bildern hat die Stadt zu kämpfen. Ein neues Image muss her! Linz verändert sich – sichtbar durch ultramoderne Architektur (Ars Electronica Center, Lentos Museum), die abends die Stadt in fluoreszierendes Licht hüllen. Linz, das ist die relativ kleine, aber wunderschöne Altstadt, in der Mozart seine „Linzer Sinfonie“ als Dank für eine Einladung komponierte. Linz hat auch einen Hausberg, von dem man einen wunderbaren Blick über die von der Donau weit umschlungene Stadt hätte, wären wir nicht in Regenwolken eingehüllt worden. So konnten wir uns auf dem Pöstlingsberg ganz auf das Tafeln und die Gespräche mit dem Linzer Tourismus-Chef und PresseClub-Mitglied Georg Steiner konzentrieren. Wo war überhaupt die Wallfahrtsbasilika? Im dichten Nebel. Die altbewährte ratternde Berg-Straßenbahn brachte uns zurück zum Hauptplatz.

Melk – das Crescendo im Sonnenschein
Wieder hieß es sehr früh am nächsten Morgen: Kofferpacken, und dann wieder an Bord zur erholsamen Fahrt nach Melk. Das Schleusen wird zur Routine, die Kameras bleiben in der Tasche. Aufregend höchstens noch die Schlögener Schlinge, die die Donau fast ganz um den Schlögenberg zieht. Die Zeit an Bord ist wie geschaffen, um sich näher kennenzulernen, miteinander auszutauschen, Visitenkarten zu sammeln und zu „netzwerken“.
Dann erscheint die mächtige und prächtige Benediktinerabtei Melk am Horizont. Bereitmachen zum Aussteigen und zum Eintauchen in die sakrale Prachtentfaltung hoch über der Donau – bei Sonne ! Es ist, als ob diese Fassaden unter den Sonnenstrahlen erst richtig erwachen. Natürlich bekommen wir eine Führung, die uns im Geschwindschritt vertraut machen will mit der Geschichte der Burg Melk im Besitz der bayerischen Grafen aus dem Geschlecht der Babenberger (um das Jahr 1000) und der Wandlung in ein Stift der Benediktiner 1113. Der wertvollste Schatz des Stiftes ist das „Melker Kreuz“ von 1362, in dem ein Partikel aus dem Kreuz Christi prunkvoll gefasst ist. Im Sauseschritt geht es durch Brandkatastrophen, Missernten, Pest, Reformation und Türkenkriege, durch Zeiten der Gegenreformation insbesondere durch das Wirken der Jesuiten, bis in die Neuzeit der Landesausstellung. Wir bestaunen die Bibliothek mit ihren 100.000 Bänden, 1800 Handschriften und 750 Inkunabeln. Die Stiftskirche selbst ist ein phantastisches Crescendo, ein „Audienzsaal Gottes“ – unbeschreiblich. Hier darf nicht geführt werden, um Gebet und Andacht nicht zu stören. Angesichts der Heerscharen von Besuchern stellt sich im Hinausgehen allerdings die Frage: Ist die Benediktinerabtei, soweit sie sich den Touristen öffnet, noch ein geistliches Zentrum – bei fast 100(?) Führungen täglich?

Und nun ab durch den Wienerwald
Nach Einbruch der Dunkelheit erleben wir Wien als finstere Häuserschluchten zwischen hohen Fassaden und bemerkenswert vielen Etablissements, die „Kabinen-Sex“ anbieten. Die spätere Fahrt zum Heurigen in der „10erMarie“ stellt höchste Anspüche an die Fahr- und Zirkelkünste unseres Fahrers. Es geht in den engen Gassen Ottakrings um Zentimeter. Den vermeintlichen Heurigen-Geheimtipp kennen allerdings Hundertschaften: Gottlob ist etwas mehr als ein kleines Eckerl für uns reserviert.

Der Höhepunkt: die prachtvolle Kaiserstadt
28. September, 7 Uhr, Wien, Wien – nur du allein bei strahlendem Sonnenschein, schnell Packen, Frühstücksbuffet abernten, husch in den Bus zur Stadtrundfahrt und Führung in der in frischem Weiß prangenden Kaiserstadt! Gleich zwei Stadtführerinnen wechselten sich ab, um auf die rechts und links vom „Ring“ vorbeihuschenden Prachtbauten, Palais, Parlament, Oper, Rathaus, Burgtheater, Hofburg hinzuweisen, bis wir am Maria-Theresien-Platz Halt machen, links das Kunsthistorische, rechts das Naturhistorische Museum, eines so prächtig wie das andere. Die Direktorin des Naturhistorischen Museums, Ingrid Viehberger, lässt es sich nicht nehmen, uns persönlich zu führen, vor uns die Geschichte des Hauses mit seiner überwältigenden Architektur, seinen zigtausenden Objekten, mit den Sammlungen der Kaiser, vor unserem inneren Auge entstehen zu lassen. Nicht nur die ausgestopften Vögel und anderen Tiere, sondern auch Tausende von Totenköpfen lassen uns erstaunen, dient doch das Haus überwiegend der Forschung. Schließlich geht es durch das Stiegenhaus hinauf bis auf das Dach – kein Ort für Höhenangst! Der Blick über die prachtvolle Kaiserstadt bei strahlendem Sonnenschein entschädigt für den Aufstieg.
Wir mussten indes weiter: Im Concordia-Haus empfing uns die Generalsekretärin des Wiener Presse-Clubs Concordia, Dr. Astrid Zimmermann. Wir erfuhren, dass dieser Club zunächst als soziale Einrichtung für notleidende Schriftsteller entstand und mehrere Häuser sein Eigen nannte. Er wurde 1938 als jüdischer Verein aufgelöst, das Vermögen wurde beschlagnahmt. 1946 wurde die Concordia neu gegründet, bekam 1958 die großzügigen Räume im Concordia-Haus, in denen heute - ähnlich wie im Presseclub München - ein breites Spektrum an Veranstaltungen stattfindet. Nach der Versicherung enger Zusammenarbeit in der Zukunft mussten wir eilenden Schrittes zu einem lauschigen Beisl, uns noch mit Wiener Schnitzel  stärken, bevor es Abschied nehmen hieß, von der schönen blauen Donau.

Text: Dr. Werner Siegert, Fotos: Hans Schwepfinger, Passau Toursimus e.V.

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