Pressekonferenz25.04.2016 11:00
Gesundheit im Spannungsfeld zwischen Schicksal und individueller Vorsorge neu zu verorten
EU-Politiker Dr. Ingo Friedrich, Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Zerth und der Sozialethiker Prof. Dr. Elmar Nass von der Wilhelm-Löhe-Hochschule Fürth fordern ein Umdenken in der deutschen und europäischen Gesundheitspolitik mit dem Ziel, Gesundheit im Spannungsfeld zwischen Schicksal und individueller Vorsorge neu zu verorten.
Neue technische Möglichkeiten revolutionieren die Information, das Wahrnehmen und die Behandlung von Gesundheit, Krankheit und das Empfinden über die Lebenswürdigkeit. So ermöglichen z.B. sog. »Wearables«, also tragbare, digitale und mit dem Internet vernetzbare Geräte ganz neue Diagnosen, Therapien und Reaktionen für jeden Einzelnen. Damit gewinnt die gesundheitliche Eigenverantwortung eine ganz neue Bedeutung, die bei einer Durchlässigkeit der Information für Versicherung oder gar Arbeitgeber zu einer bisher nicht gekannten Neubewertung persönlichen Verhaltens führen kann. Unter dem ökonomischen Druck stellen sich dann Fragen nach dem »gesundheitsgerechten« Verhalten, auch danach ob Kinder mit Behinderung besser nicht zur Welt gebracht werden sollten und nach der „Befreiung“ Sterbender von ihren Leiden.
Angesichts dieser Entwicklungen muss die Gesundheitspolitik umsteuern, um ein neues Gleichgewicht zwischen zumutbarer individueller und solidarischer Verantwortung zu erzielen. Die heute geltende solidarische Gesundheitsversorgung, nach der jeder unabhängig von seinem individuellen Verhalten einen uneingeschränkten Gesundheitsschutz genießt, steht damit auf dem Prüfstand. Eine neue »wertebewusste Verantwortungsstrategie« für das Gesundheitswesens auf der Ebene des Einzelnen, der Kassen und des Staates ist das Gebot der Stunde, zumal mit weiteren über den heutigen technischen Standard hinausgehenden Möglichkeiten gerechnet werden muss.
Anmeldungen bitte an: Wilhelm Löhe Hochschule Fürth, Dr. Sabine König, Kanzlerin, Tel.: 0911 / 76606950, Mail: kanzler@wlh-fuerth.de