Pressekonferenz30.01.2008 11:00

Die Amazonasurwälder zum Welt-Naturdenkmal erklärt! Initiative aus München

Prof. Dr. Michael Petzet  - Präsident des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS), der die UNESCO in allen Fragen des Weltkulturerbes berät, wird über Brennpunkte seiner weltweiten Aktivität berichten. ICOMOS hat kürzlich den tropischen Regenwald der Amazonasregion zum Naturdenkmal - Monument of Nature - erklärt.

Clubmitglied Prof. Tilmann Steiner hat immer wieder in Filmdokumentationen Schönheit und Bedrohung Amazoniens aufgezeigt und ICOMOS bei diesem Schritt unterstützt.

DER INTERNATIONALE DENKMALRAT (ICOMOS)
ERKLÄRT AMAZONIEN ZUM „NATURDENKMAL“

Zum Abschluss der weltweiten Aktionen des Jahres 2007 zum Thema „Kulturlandschaften und Naturdenkmäler“ trafen sich Mitglieder des Internationalen Denkmalrats (ICOMOS) in Manaus, Brasilien, und erklärten Amazonien zum Weltnaturdenkmal (International Monument of Nature). ICOMOS, eine weltweit agierende, nicht-staatliche Organisation, die sich für den Schutz und die Erhaltung von Denkmälern und historischen Stätten einsetzt, ist auch Berater der UNESCO und des Welterbekomitees. An dem Treffen in Manaus nahmen Fachleute aus Argentinien, Brasilien, Kanada und Deutschland teil. 

Präsident von ICOMOS ist seit 1999 Prof. Dr. Michael Petzet, auf den, im Zusammenwirken mit dem Journalisten und Mitglied des Münchner Presseclubs Prof. Dr. Tilmann Steiner, die Initiative zu der hier vorgestellten Amazonasdeklaration zurückgeht. Petzet wird bei der Pressekonferenz auch über die Arbeit des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS und Probleme der Welterbestätten in Deutschland (Waldschlößchenbrücke Dresden u.a.) berichten. 

Amazonien umfasst ein riesiges Territorium, zu dem Gebiete in Brasilien, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Guyana, Surinam und Französisch Guyana gehören. In Brasilien bilden neun Bundesstaaten (Amazonas, Pará, Amapá, Maranhao, Tocantins, Mato Grosso, Acre, Rondonia and Roraimá) die Verwaltungseinheit „Amazonia“.  

„Vor 200 Jahren hat Alexander von Humboldt in den Berichten von seinen Reisen im Amazonasgebiet den  damals neuen Begriff „Naturdenkmal“ geprägt. Heute, wo sich die Menschheit um die weltweite Klimaveränderung und den Verlust kultureller Vielfalt sorgt, ist der mit diesem Begriff verbundene enge Zusammenhang von Kulturerbe und Naturerbe ein zentrales Thema der Denkmalpflege geworden“ sagte Prof. Michael Petzet, Präsident der internationalen Fachorganisation für alle Fragen zu Denkmalschutz und Denkmalpflege. 

In der derzeitigen weltweiten Diskussion über den globalen Klimawandel, über schmelzende Gletscher oder die Ursachen von Stürmen und Brandkatastrophen scheint Amazonien – seit Jahrzehnten ein Lieblingsthema der Umweltschützer – etwas in den Hintergrund getreten zu sein. Doch mit seinen mehr als vier Millionen Quadratkilometern, bleibt der südamerikanische Regenwald ein entscheidender Faktor im Weltklimasystem. Als Alexander von Humboldt vor 200 Jahren die Amazonasregion bereiste, erinnerte ihn alles „an den Urzustand der Erde“. Heute, wo mit jeder weiteren abgeholzten oder abgebrannten Fläche des Waldes unzählige Tier- und Pflanzenarten verschwinden, muss man unter neuen Gesichtspunkten Fragen nach der Zukunft dieses einzigartigen ökologischen Systems stellen. Und hier kann das ICOMOS durch das Thema des letzten Weltdenkmaltags (18. April 2007) vorgegebene Thema „Monuments of Nature“ (bestimmte geologische Formationen, Berge, Felsen, Wasserfälle, Bäume etc) auch für die Amazonasregion neue Perspektiven eröffnen. Die ICOMOS-Erklärung zur Amazonasregion weist darauf hin, dass es sich nicht nur um ein einzigartiges Naturerbe, sondern auch um ein – stark bedrohtes – Kulturerbe handelt: Amazonien als Naturdenkmal. 

DIE AMAZONASREGION ALS NATURDENKMAL

(Text der ICOMOS-Deklaration) 

Im Bewusstsein der ökologischen Bedrohung für unseren Planeten und unter Berücksichtigung der von den Regierungen der betroffenen Staaten bereits umgesetzten oder geplanten Schutzmaßnahmen, appellierend an die Verantwortung aller Menschen und Länder, die direkt oder indirekt von dem weltweit größten zusammenhängenden Waldgebiet profitieren, in besonderer Würdigung der indigenen Bevölkerung, die seit Jahrtausenden auf der Grundlage einer nachhaltigen Entwicklung im Einklang mit den Ressourcen des Regenwalds lebt, erklärt ICOMOS den tropischen Regenwald der Amazonasregion in seinen natürlichen Grenzen und in seiner Gesamtheit zum NATURDENKMAL.   (Manaus, 17. November 2007) 

Informationen zu ICOMOS
Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) wurde 1965 in Warschau gegründet. ICOMOS ist die internationale nicht-staatliche Organisation, die sich weltweit für Schutz und Pflege von Denkmälern und Historischen Stätten und die Bewahrung des Kulturerbes einsetzt. ICOMOS beteiligt sich als Berater und Gutachter an der Arbeit des Welterbe-Komitees und an der Erfüllung der UNESCO-Konvention zum Weltkulturerbe. Nationalkomitees bestehen bereits in über 120 Ländern, und ICOMOS hat außerdem 28 Internationale Wissenschaftliche Komitees zu verschiedenen Bereichen der Denkmalpflege. Sitz des Internationalen Sekretariats von ICOMOS ist Paris.
www.icomos.org

Die abschließende Erklärung des Manaus-Treffens und der Wortlaut der Amazonien-Deklaration stehen auch auf www.icomos.org zur Verfügung, zusammen mit anderen Dokumenten von ICOMOS, wie etwa den internationalen Chartas und den Berichten zu Denkmälern in Gefahr („Heritage at Risk“). 

Dinu Bumbaru, ICOMOS Generalsekretär, Tel: +1 514 581 3468 (Kanada), dbumbaru@sympatico.ca

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