Pressekonferenz17.11.2010 18:00
NJB Jour Fixe: Wenn Medien zu Richtern werden ...
Gast: Michael Dudek, Geschäftsführer des Bayerischen Anwaltverbandes.
Exklusiv Neues von der "Grausamkeit des Holzklotz-Täters" verkaufte sich gut. "Hintergrundberichte" über Wetter-Frosch Kachelmann auf der Anklagebank – beste Quotengaranten. Und der neueste Trend: Journalisten schlüpfen selbst in die Rolle von Ermittlern – am besten noch in Personalunion mit Staatsanwalt und (zumindest moralischem) Richter, um am Tatort Internet vermeintlich pädophile Männer zu stellen.
"Krimis, wie sie das Leben schreibt" haben Menschen schon immer fasziniert. Ob nun der Bericht aus dem Gerichtssaal in der Tageszeitung, ob Fernseh-Klassiker wie Aktenzeichen XY oder semifiktionale Gerichtshows wie Richterin Barbara Salesch – das Genre "Litigation PR" (oder in unserem Fall JR) - gibt es in vielen Ausprägungen und Schattierungen, mal mehr oder weniger "objektiv", mal mehr oder weniger "seriös" – und daher nicht selten sehr kontrovers diskutiert. Der jüngste Coup hier: Tatort Internet, 10 Folgen lang montagabends auf RTL2, unter der Schirmherrschaft von Stephanie zu Guttenberg, Ehefrau von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.
Worum aber geht es bei „juristischer Beichterstattung“ und wo ist die Grenze zu „Prozess begleitender Öffentlichkeitsarbeit“? Wie sieht die Sachlage hier rein juristisch aus? Was ist erlaubt, und was sollte aus berufsethischen Gründen tabu sein? Denn: Berichterstattung über Kriminalfälle ist nicht ohne Konsequenzen. Kann nicht zum Beispiel die richtige Meldung zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Medium Auswirkungen auf das Verfahren haben, zu Vorurteilen und unter Umständen sogar Vorverurteilungen führen? Schließlich sind auch Richter nur Menschen und lassen sich von den Medien und der öffentlichen Meinung unterschwellig beeinflussen. Wo hört journalistische Recherche auf und wo beginnt kriminologische Ermittlung?
Fragen über Fragen, die vielleicht auch den Ermittler in einigen von uns wecken, denn eines haben Kriminologen und Journalisten sicherlich gemeinsam: eine ungeheure Neugierde und das Bedürfnis, den Dingen auf den Grund zu gehen. Wer also im Fall "Litigation PR/JR" unbedingt Licht ins Dunkel bringen möchte – der richtige Tatort hierfür ist der Jour Fixe des NJB im Presseclub München. Tatzeit: 18 Uhr, am 17.11.2010 – mit dabei in der Sonderkommission: der Vizepräsident und Geschäftsführer des Bayerischen Anwaltverbandes Michael Dudek.
Und für alle, die schon mal Vorermittlungen anstellen möchten: Spurensicherung ist z.B. möglich auf den Seiten von RTL und RTL2, und auch die Kommentare in der SZ und auf Spiegel Online über Tatort Internet lesen sich wie ein Thriller …