Clubabend06.04.2009 19:00
PresseClubforum: Ist die Gesundheitsreform krank? Erfahrungen und Anmerkungen
Ringen um die Gesundheit
Ein Gesundheitssystem und viele Ansichten. Von links: Dr. Thomas Zimmermann, Kathrin Sonnenholzner, Dr. Helmut Platzer, Moderator Dietmar Schmidt, Dr.Axel Munte diskutieren im Münchner Presseclub.
Foto: Schwepfinger
Das Gesundheitssystem sorgt in Bayern weiter für heftigen Diskussionsbedarf. In der Gesprächsrunde im Münchner Presseclub kritisierten die Sprecher aus Politik und Vertreter von Ärzten und Krankenkassen die Auswirkungen der Gesundheitsreform. Das bundesweit einheitliche Ärztehonorarsystem lehnte Axel Munte, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, entschieden ab.
„Die hoch qualifizierte Leistung der Ärzte in Bayern kann so nicht mehr bedient werden“, sagte Munte. Schon seit längerem ist in Bayern Kritik an dem Modell laut geworden, das speziell Fachärzte vor das Problem stellt, pro Patient deutlich weniger zu verdienen als zuvor. Munte sprach gar von einer „Art der Enteignung“.
Thomas Zimmermann, gesundheits-politischer Sprecher der CSU forderte angesichts der notwendigen Einsparungen, dass man die Leistungen, die von den Krankenkassen gezahlt werden, darauf hin überprüfen müsse, „ob sie noch zu vertreten sind“. Kathrin Sonnenholzner von der SPD hingegen appellierte an die ärztliche Selbstverwaltung. So sei es auch Aufgabe der Ärzte, das vorhandene Geld gerecht auf die einzelnen Fachgruppen zu verteilen. Zudem forderte sie, mehr Geld in die Prävention von Krankheiten zu stecken. Zustimmung dafür fand sie auch bei Axel Munte, der dem Gesundheitswesen eine schwierige Zukunft voraussagte. „Wenn wir nicht vollkommen umsteuern auf eine Verhinderung von Krankheiten, ist das jetzige System nicht mehr zu halten.“
Als Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern stellte Helmut Platzer einen nach wie vor mangelnden Preiswettbewerb zwischen den Krankenkassen fest. So sei der geplante finanzielle Ausgleich als Risikostrukturausgleich zwischen den Kassen häufig nur eingeschränkt möglich. Darüber hinaus kritisierte Platzer auch das Verhalten der Patienten. Diese gingen demnach durchschnittlich 18 Mal pro Jahr zum Arzt und damit etwa vier bis fünf Mal so häufig wie in anderen Industrieländern. „Wenn wegen Bagatellerkrankungen so viel Geld ausgegeben werden muss, dann fehlen die Mittel dort, wo es wirklich notwendig ist.“
Axel Munte sprach sich dafür aus, sich künftig mehr auf wichtige Grundleistungen, die die Kassen übernehmen, zu beschränken. Nur so sei es möglich, Ärzten und Patienten gleichermaßen entgegenzukommen. „Es ist eine Illusion zu glauben, dass man in Zukunft ein 80-Millionenvolk mit allen neuen medizinischen Errungenschaften beglücken kann.“