Clubabend04.05.2009 19:00

PresseClubforum zum Tag der Pressefreiheit

Mit Qualität gegen die Krise

PresseclubForum
Medienschaffende reden über Journalismus: von links Dr. Dirk Ippen, Christiane Schlötzer, Dr. Wolfgang Stöckel, Moderator Ruthart Tresselt
Foto: Schwepfinger

Wie sehr die Wirtschaftskrise auch die journalistische Unabhängigkeit bedroht, machten Vertreter der Medien in einer Diskussionsrunde im Forum des Münchner Presseclubs klar. Nach dem internationalen Tag der Pressefreiheit sprachen der Verleger Dirk Ippen, die Journalistin Christiane Schlötzer und der Vorsitzende des Bayerischen Journalistenverbands, Wolfgang Stöckel, über die Probleme von gutem Journalismus und die Rolle des Internets in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Alle Gesprächspartner betonten, dass den gedruckten Medien weiterhin eine große Bedeutung zukomme.

Christiane Schlötzer von der Süddeutschen Zeitung ist überzeugt, dass guter Journalismus im Internet nur durch die Printmedien möglich ist. „Das Internet ist dort wertvoll, wo es von Qualitätszeitungen gespeist wird.“ Nur die Internetseiten, die ein etabliertes Medium als Rückgrat haben, würden auch die nötige Qualität im Netz bieten. Zeitungen, die nach der Finanzkrise immer weniger Einnahmen aus Anzeigen erzielen, könnten in Zukunft mit der Aktualität des Internets nicht mithalten. Dafür könne gerade in Wochenzeitungen mehr auf Hintergründe eingegangen werden, sagte Schlötzer. 

Auch aus Sicht der Verleger muss die Zeitung als Vermittler von fundiertem Wissen weiter bestehen. „Das Interesse an klugen Inhalten stirbt nie aus“, sagte Dirk Ippen. Für ihn bietet das Internet aber auch Möglichkeiten, eine breite Meinungsvielfalt zu garantieren. Er ist überzeugt, dass auch im Internet „hervorragender Journalismus gemacht werden kann“. Auch Christiane Schlötzer sieht dadurch, dass das Internet den Zugang zu Informationen erleichtert und die Unabhängigkeit der Journalisten fördern kann, einen „ungeheuren Demokratisierungsprozess“.

Doch gerade den Online-Journalismus hält Wolfgang Stöckel für „besonders anfällig für Kampagnenjournalismus“, durch den einzelne Personen in manchen Medien fertig gemacht würden. „Man müsste wieder eine Werte- und Normendiskussion führen“, sagte Stöckel, der sich für einen seriöseren Journalismus, auch in Krisenzeiten, aussprach. Außerdem kritisierte er einen zunehmenden „Zwei-Klassen-Journalismus“. Immer mehr freie Journalisten, auch im Onlinebereich, würden nur noch als Zulieferer für ihre fest angestellten Kollegen arbeiten. Diejenigen, die für die Qualität durch gut recherchierte Geschichten sorgen, würden schlechter gestellt und zu stark benachteiligt. „Das ist auf Dauer auch eine Qualitätsfrage“, sagte Stöckel.

Insgesamt müsse man trotz hervorragender Pressegesetze in Deutschland darauf achten, dass die Vielfalt in den Medien nach wie vor gegeben sei. Die Unternehmen seien in der Verantwortung, mit für die Qualität des journalistischen Produkts zu sorgen, appellierte Stöckel an die Verleger. „Wir müssen uns sehr wohl überlegen, wie es bei uns mit der Pressefreiheit weitergeht.“

Tilo Mahn

Zurück