Sonstiges28.01.2020 18:30

TELI-Podiumsdiskussion: 5G - Fluch oder Segen?

Mit der Versteigerung des letzten Frequenzblocks und einer milliardenschweren Investitionszusage des Bundes zur Schließung von Funklöchern im Hinterland sind die staatlichen Maßnahmen zur Markteinführung der fünften Generation des Mobilfunks weitgehend abgeschlossen. Die Telekommunikations-Unternehmen können ihre 5G-Technik ausrollen, und die Industrie kann 5G-basierte Automations-Lösungen, Sensornetzwerke und die Infrastruktur fürs autonome Fahren und Fliegen in Angriff nehmen. Denn 5G beschränkt sich ja nicht auf die Verbesserung des Mobilfunks. Vielmehr geht mit der 5G-Einführung eine komplette und weltweite Umstrukturierung der Funkfrequenzen einher – von denen der Mobilfunk lediglich zwei Bänder belegt.

Funkfrequenzen sind, wie Boden, ein nicht vermehrbares Gut, deshalb verfügt hierzulande der Staat über ihre Vergabe: Für seine Lehen – pardon: Lizenzen – nimmt er Geld, das die Betreiber bei ihren Kunden wieder einsammeln: Rechte Tasche – linke Tasche.

Für 5G muss altbewährte Funk-Bühnen- und Veranstaltung-Technik weichen, werden alte analoge Broadcast-Techniken wie UKW Vergangenheit, verschwinden proprietäre Einzellösungen in der Haus- und Industrie-Automation zugunsten vereinheitlichter Übertragungs-, Modulations-, Verschlüsselungs- und Abrechnungsprotokolle.

Leider kommen erst jetzt, nachdem die politischen Entscheidungen für die Einführung von 5G längst gefallen sind, Fragen zur Auswirkung auf Umwelt, Leben und Forschung auf: 

  • Wie wird sich der Stromverbrauch der Mobilfunknetze entwickeln, wenn es für eine flächendeckende Infrastruktur doch Tausender neuer Basisstationen bedarf?
  • Sind viele kleine Funkzellen geringer Sendeleistung vielleicht besser als wenige mit hoher?
  • Wie wird sich die Strahlenbelastung für Mensch und Tier entwickeln?
  • Funken 5G-Handys effizienter als ihre technologischen Vorgänger? Brauchen sie dadurch weniger Energie, weniger Akku, weniger Ressourcen wie Lithium, seltene Erden, Kobalt, Gold?
  • Gibt 5G mit seiner Glasfaser-Infrastruktur die über Jahrzehnte zur Vernetzung von Mensch und Maschine verlegten Kupferleitungen für eine andere Nutzung, und sei es als Rohstoff, frei?
  • Wird die Erschließung hoher, wenngleich kurzreichweitiger Frequenzbänder im 30-Gigahertz-Bereich die Erfassung metrologischer und geologischer Messdaten behindern oder gar unmöglich machen?
  • Rechnet sich die Lizenzvergabe durch Bundesbehörden nicht nur für die Staatskasse, sondern auch für die BürgerInnen, wenn die Mobilfunkbetreiber die Lizenzkosten auf ihre Tarife umlegen?
  • Rechnet sich 5G für Mobilfunkbetreiber, wenn ganze Firmenareale wie der Hamburger Hafen oder Kommunen wie München 5G-Campus-Netze schon oder einst in Eigenregie betreiben?
  • Wie autonom ist autonomes Fahren, wenn es einer 5G-Infrastruktur bedarf? Oder beschränkt sich 5G bei Selbstfahrern auf die Punkt-zu-Punkt-Kommunikation zwischen Kraftfahrzeugen?
  • Kann eine deutsche Kommune den 5G-Ausbau stoppen?
  • Können, wie in den USA und anderen Ländern, chinesische Hersteller vom 5G-Ausbau ausgeschlossen werden?

Auf dem Podium: Gunde Ziegelberger, Leiterin des Fachgebiets Elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), Udo Harbers, von der Deutschen Telekom AG, in den Group Headquarters zuständig für Politische Interessenvertretung Regulierung und Bundesländer, Dr. Alexander Lerchl, Professor of Biology and Ethics of Science & Technology Vice President, INTERCHRON Life Sciences & Chemistry Focus Area Health an der Jacobs University Bremen gGmbH, Heiko Straulino, Program Lead bei Nokia Bell Labs in München in Vertretung von Volker Ziegler, CTO und Leiter der Abteilung B5G Leadership und Gerhard Kafka, langjähriger Technikautor, Marktbeobachter und Industrieberater.  Durch die Diskussion führt der TELI-Vorstandsvorsitzende Arno Kral, Physiker und Technik-Autor, München.

Zur Veranstaltung eingeladen sind im Speziellen Mitglieder der TELI, des PresseClub München, des Bayerischen Journalistenverbands (BJV) sowie Journalistinnen und Journalisten.

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