Wie kann sich Europa selbst ernähren?

PresseClub-Diskussion zum Themenkreis „Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt“

Die Landwirtschaft ist eine Schlüsselbranche. Als Produktionsort für Lebensmittel und nachwachsende Rohstoffe werden in Bayern neue Pflanzenarten und ressourcen-effiziente Produktionsverfahren ausgetestet. Biodiversität und Kombinationen in der Flächennutzung sind weitere neue Aufgabengebiete. Zusammen mit dem vor- und nachgelagerten Bereich generiert die Land- und Ernährungswirtschaft jährlich rund 139 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt rund 940.000 Menschen. Hinzu kommt der Sektor Forst und Holz, der mit rund 40 Milliarden Euro Jahresumsatz und rund 190.000 Beschäftigten ein wirtschaftliches Schwergewicht und Stabilitätsanker im Freistaat ist. Wir diskutieren mit einem hochkarätigen Podium die Chancen der heimischen Land- und Forstwirtschaft und die neuen nachhaltigen Produktionsbedingungen in Bezug auf den Umwelteinfluss.

Die Aspekte waren unter anderem: Wie kann sich Europa selbst ernähren, wenn wir zum Beispiel Flächen stilllegen, die Zahl der Nutztiere verringern, die Düngung einschränken und Pflanzenschutzmittel reduzieren? Machen wir uns wie schon bei der Energie abhängig von Importen? „Ernährungssouveränität“: Was können regionale Erzeugerkreisläufe und Entwicklung neuer Pflanzenarten und Lebensmittel dazu beitragen? Welchen Beitrag leisten Biogasanlagen zum Umweltschutz? Die Entwicklung der Kulturböden und die Düngefrage. Aus der Forstwirtschaft: Mehr Holz aus bayerischen Wäldern – Zwischenstand des Projektes „Wald-Umbau“ sowie „Flächenstilllegung oder neue Chancen für Bewirtschaftung“.

Auf dem Podium:

  • Agnes Becker, Landesvorsitzende der ÖDP
  • Michaela Kaniber, MdL (CSU), Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
  • Ruth Müller, MdL (SPD), stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Generalsekretärin „Bayern SPD“, Mitglied im Landwirtschaftsausschuss des Bayrischen Landtags
  • Dr. Georg Schirrmacher, Geschäftsführer EIT Food (EIT Food ist das größte Innovationsnetzwerk in Europa zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Landwirtschaft. EIT Food wird von der EU gefördert und hat das Ziel, den Ernährungs-, Lebensmittel- und Agrarsektor transparenter und nachhaltiger zu gestalten.)

Die Vorwahl-Diskussion zum Thema „Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt“ hat PresseClub-Vorsitzender Dr. Uwe Brückner moderiert.

Text: Uwe Brückner
Fotos: PresseClub München e. V.

Sehen Sie hier den Mitschnitt des PresseClub-Gesprächs vom 12.06.2023:

PresseClub besucht Diözesanmuseum Freising

PresseClub besucht Diözesanmuseum Freising. Foto: Daniela Philippi.

Rund 20 Mitglieder des PresseClubs besuchten das im letzten Jahr wiedereröffnete Diözesanmuseum Freising, das unter seinem Leiter Dr. Christoph Kürzeder zu einem äußerst attraktiven Anziehungspunkt geworden ist. Organisiert hat diesen Besuch im, wie zu hören ist, zweitgrößten kirchlichen Museum der Welt PresseClub-Vorstandsmitglied Hildegard Tröger-Samland.

Präsentiert in lichten Räumen mit atemberaubenden Sichtachsen in den Räumen und nach draußen ins weite Land durch bis zum Boden heruntergezogene Rundbogenfenster: die ständige Schausammlung. Indem sie die Exponate hautnah zeigt, will sie nicht nur Kunst vermitteln, sondern in erster Linie Glauben transportieren, erläutert Christina Metz, die kundige Führerin etwa am Beispiel einer beeindruckenden sitzenden Christusfigur, die auf Augenhöhe fast zu schweben scheint.

Im Mittelpunkt des Interesses jedoch die Sonderausstellung „Verdammte Lust!“, deren doppeldeutiger Titel mehr als neugierig macht. Angeregt 2018 von Kardinal Reinhard Marx und dem damaligen Generalvikar Peter Beer im Zuge der Aufarbeitung der kirchlichen Missbrauchsfälle lädt sie ein zum Nachdenken über das Spannungsverhältnis von Kirche und Sexualität in der Kunstgeschichte. Anhand von Malerei, Skulptur und Graphik von der Antike bis um 1800. Viel Nacktes und kaum Verhülltes beim Sündenfall von Adam und Eva bis zur Büßerin Magdalena. Dagegen der keusche Körper der Maria. Und immer wieder auch die Doppelbödigkeit: scheinbar fromme Szenen als Vorwand für die Darstellung nackter Körper in erotischer Pose. Ein zumeist männlicher Blick aus Sicht der Auftraggeber und der Künstler. Mit einer Ausnahme: Die Barockmalerin Artemisia Gentileschi malt Susanna im Bade in ihren Nöten authentisch, sie war selbst Opfer sexueller Gewalt.

Es bleibt schwierig! So das Fazit der Ausstellung im letzten Saal angesichts eines sexuell erregten Engels von Leonardo da Vinci. Die Besucherinnen und Besucher vom PresseClub hörten jedenfalls 90 Minuten gebannt zu.

Text und Fotos: Daniela Philippi

Gefährden Energiekrise, Wohnungsmangel und Flüchtlingswelle seinen Wahlerfolg?

PresseClub-Gespräch mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder

Gefährden Energiekrise, Wohnungsmangel und Flüchtlingswelle seinen Wahlerfolg? PresseClub-Gespräch mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Foto: Michael Lucan

In einigen Monaten wählen die Bayern einen neuen Landtag, für CSU-Chef und Ministerpräsident Dr. Markus Söder steht dabei viel auf dem Spiel: Kann er die aktuelle Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen (wonach es aussieht) und wird er mit seiner Partei nach nur 37,2 Prozent vor fünf Jahren wieder über 40 Prozent kommen (was möglich, aber keineswegs sicher ist)? Die Antworten der Wähler entscheiden auch über sein künftiges politisches Schicksal.

Mit welchen Gefühlen und mit welcher Strategie geht er in den beginnenden Wahlkampf? Wie will er verhindern, dass verunsicherte CSU-Wähler zur AfD abwandern und enttäuschte Bauern die Freien Wähler seines Regierungs-Vize Hubert Aiwanger stärken? Bayern ist Spitze, betont Söder immer wieder und kann das mit eindrucksvollen Zahlen belegen. Allerdings häufen sich auch die Probleme: Explodierende Energiepreise, die nicht nur für Mittelständler existenzbedrohend sind; zunehmender Lehrermangel, der gefährlich werden kann für das Hightech-Land Bayern; steigende Mieten und ein Wohnungsmangel, den ein lahmendes staatliches Bauprogramm kaum mindern kann. Dazu die vielen ukrainischen Flüchtlinge, für die Kommunen schon wieder Turnhallen räumen müssen. Hilft dem Wahlkämpfer Söder der Blick nach Berlin und die Kritik an Kanzler Olaf Scholz und seiner Ampel-Regierung? Viel Stoff für den Besuch des Ministerpräsidenten im PresseClub.

Die Diskussion haben PresseClub-Vorsitzender Dr. Uwe Brückner und der Ehrenvorsitzende Peter Schmalz moderiert.

Text: Peter Schmalz
Fotos: Michael Lucan

Sehen Sie hier den Mitschnitt des PresseClub-Gesprächs vom 27.02.2023:

Amerikaner schauen immer vorwärts – Hintergrundgespräch mit US-Generalkonsul Timothy Liston

Amerikaner schauen immer vorwärts – Hintergrundgespräch mit US-Generalkonsul Timothy Liston. Foto: Matthias J. Lange.

"Die Welt hat sich geändert seitdem ich in Deutschland bin", stellte der US-Generalkonsul Timothy Liston  fest. Der ranghöchste Vertreter der Vereinigten Staaten in Bayern ist seit 2021 in der bayerischen Landeshauptstadt und mit einer Münchnerin verheiratet. In einem Hintergrundgespräch im PresseClub München erläuterte er die US-amerikanische Position. Die Veranstaltung wurde von Anita Bauer-Duré moderiert.

Bei seinem Eintreffen in München war seine Aufgabe das Engagement der USA für Bayern und die transatlantische Partnerschaft zu bekräftigen. "Doch heute haben wir wieder Krieg in Europa durch den rechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine."

Über die Trump-Zeiten wollte Liston nicht sprechen. Er meinte diplomatisch im besten Deutsch mit bayerischem Akzent: "Amerikaner schauen immer vorwärts." Die Themen Verteidigung und Sicherheit sind seit Februar 2022 ganz präsent. "Es zeigt sich, wie wichtig die NATO ist." Die neutralen Staaten Finnland und Schweden stellen in der neuen Weltlage eine Beitrittsanfrage zur NATO.

"Die Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA ist so stark wie nie zuvor", erklärte der US-Generalkonsul. Seine Regierung unterstütze das ukrainische Volk in seinem Kampf gegen die russischen Invasoren mit Waffen, "mit denen sie sich nicht nur verteidigen, sondern siegen können."  Liston betonte: "Die Ukraine kämpft für uns, freien Handel und die Menschenrechte."

Der US-Generalkonsul lobte das deutsche Engagement. "Wir stehen Schulter an Schulter." Deutschland habe eine erhebliche Summe beigetragen und leiste eine enorme humanitäre Hilfe bei der Unterbringung der Flüchtlinge. "Ich könnte mir keinen besseren Partner als Deutschland vorstellen", so Timothy Liston.

Um die transatlantischen Beziehungen kümmert sich Liston aber weiterhin. Die American-Football-Liga NFL hatte im November 2022 München als Ausrichter für ihr erstes reguläres NFL-Spiel in Deutschland ausgewählt. Damals trafen die Tampa Bay Buccaneers und die Seattle Seahawks aufeinander. Liston bestätigte, dass Deutschland zwei weitere NFL-Spiele 2023 ausrichten soll. Ob München wieder mit von der Partie ist, könne er nicht sagen.

Aber auch in rechtlichen Angelegenheiten wie Rechtsextremismus oder Antizionismus müssten Deutschland und die Vereinigten Staaten wieder stärker zusammenarbeiten. "Ohne Zusammenarbeit können wir unsere Probleme in Deutschland und USA nicht lösen." Dies sagte Liston sicherlich auch in Richtung Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die der Veranstaltung im Münchner PresseClub beiwohnte.

Text und Foto: Matthias Lange/Redaktion 42

Zur Person Timothy Liston

Seit Juli 2021 vertritt US-Generalkonsul Timothy Liston sein Land in München. Er ist der ranghöchste Vertreter der Vereinigten Staaten in Bayern und wird in den nächsten Jahren die vielfältigen bayerisch-amerikanischen Aktivitäten leiten. Deutschland kennt er schon von früher als er Austauschstudent und Bundestagsstipendiat war. Er spricht fließend Deutsch mit bayerischem Akzent. Da er mit einer Münchnerin verheiratet ist, hat er eine besondere Beziehung zu Bayern und München. Seine diplomatischen Stationen waren unter anderem Vietnam, Wien, Berlin und Vilnius.

Disclaimer: Da es sich um ein Hintergrundgespräch im PresseClub München handelte, lag dieser Text der Pressestelle des US-Generalkonsulats zur Freigabe vor.

Buchpräsentation. Chefsache Metaverse – ein Praxisbuch für Unternehmen von Julia Finkeissen und Thomas R. Köhler

Buchpräsentation. Chefsache Metaverse – ein Praxisbuch für Unternehmen von Julia Finkeissen und Thomas R. Köhler. Foto: Matthias J. Lange.

Ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit – so lässt sich das gemeinsame Buch der beiden Professoren Julia Finkeissen und Thomas R. Köhler beschreiben: Chefsache Metaverse – ein Praxisbuch für Unternehmen. Das Buch aus dem Campus Verlag will eine Hilfestellung für Einsteiger aus der Wirtschaft geben. Zielgruppe sind also weniger Techies, als vielmehr Geschäftsleute auf der Suche nach dem 21. Jahrhundert. Daher bleibt es im Buch nicht nur bei virtuellen Welten von AR und VR, sondern NFT und Blockchain werden in diesem Rundumschlag unter dem Schlagwort Web3 angesprochen.

Buchpräsentation. Foto: Matthias J. Lange.

Köhler kommt vom IT-Journalismus – Metaverse ist sein 16. Buch – und Finkeissen aus der Startup-Szene im Medizinbereich sowie Kunst. Sie beleuchten bei ihrer Buchvorstellung im Münchner PresseClub das Thema Metaverse aus unterschiedlichen Business-Bereichen: Es gibt noch zu wenig anschauliche Beispiele aus der Praxis über die es sich zu berichten lohnt. Daher ist das Buch vielmehr eine Inspiration in dem Bereich endlich loszulegen, sonst verschlafen deutsche Unternehmen diese das Web3 ebenso wie sie Web 2.0 verschlafen haben. Die Einsatzbereiche vom Metaversum seien enorm, man müsse nur mal genau hinsehen und sein Geschäft hinterfragen. Am World Economic Forum in Davos referierte Meta-Produktchef Chris Cox zu den Erwartungen des Konzerns. Auch wenn der Hype bislang auf sich warten lässt – zu einer von der EU-Kommission organisierten Metaverse-Party tauchten gerade einmal fünf Gäste auf. Das Metaverse werde aber als Plattform eines Tages „so wichtig wie Smartphones“ sein.

Die gesamte Branche sei in Bewegung. Meta positioniert sich, gleichzeitig schließt Microsoft die Plattform AltspaceVR, Sony kommt Ende Februar mit seiner VR-Gamingplattform und alle Welt wartet darauf, was Apple als one more thing in Sachen VR-Brille vorstellen wird.

Aber dass etwas passiert, hiervon sind Julia Finkeissen und Thomas R. Köhler überzeugt. In ihrer sympathischen Buchvorstellung ohne technischen Ballast im Münchner PresseClub  erklärten sie: „Wir stehen an einer technologischen Schwelle.“ Es gibt einen guten Grund über das Metaverse zu sprechen, denn es passiere eine ganze Menge. „Was kommt nach der Zoom-Konferenz oder was bedeutet es für den Endverbraucher oder Unternehmer, die intern das Metaverse einsetzen?“ fragt Thomas R. Köhler. Das Autorenduo nennt Beispiele aus den Mode- oder Lifestyle-Bereichen wie Handtaschen und Sneakers. Dort schärfen Unternehmen ihre Marken für eine neue digitale Generation, um diese auch im virtuellen Raum an sich zu binden. In der Industrie sind so genannte digitale Zwillinge keine Neuheit mehr. Bevor an einer Fertigungssstrecke in der Realität Veränderungen vorgenommen werden, lassen sich an einer virtuellen Fertigungsanlage mögliche Folgen abschätzen und entsprechende unternehmerische Entscheidungen treffen. Solche Modelle gibt es schon seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, aber heute sind diese Umgebungen in Echtzeit betretbar.

Jetzt ist das Metaverse nicht nur etwas für eine nachwachsende junge, digitale Generation, wie Julia Finkeissen betont. Die Mutter betont: „Die nächste Generation ist schon da. Aber Ethik muss auch in diesen Welten stattfinden. Dafür braucht es uns Erwachsene, um den richtigen Rahmen für junge Menschen zu bereiten.“ Finkeissen, die sich auch stark mit digitaler Kunst und Kunsthandel beschäftigt, sieht im Metaverse eine große Chance für Galerien und Künstler selbst, um Ausstellungen zu kuratieren.

Das Metaversum kann auch im Gesundheitsbereich Fuß fassen. Es herrsche ein Ärztemangel und gleichzeitig sei der Beratungsbedarf bei der Pandemiegeneration mit psychischen Problemen enorm. Hier könne eine Beratung wie mentales Coaching in der virtuellen Welt einsetzen, um die Kostenexplosion in den Griff zu bekommen. „Es gibt unheimlich tolle Erfolgserlebnisse,“ so Julia Finkeissen, aber es gebe auch viel Skepsis. Daher ihr Aufruf: „Wir müssen uns da alle einbringen und mitgestalten.“

Bei der Buchvorstellung hatten die zahlreich anwesenden Journalisten im PresseClub die Möglichkeit die Quest 2 Brille von Meta auszuprobieren. Dabei war es für manche der erste Schritt in die virtuelle Welt.

Diskussion um Meta

Bei der Präsentation anwesend war auch Tino Krause, Regional Director Central Europe bei Meta. Aus Sicht des Unternehmens nahm er zum Metaverse Stellung. Die Reise dauere locker 15 Jahre. Alle 15 Jahre gebe es eine neue Computingplattform. Auch er sieht große Potenziale in den Bereichen Gesundheit und Bildung. „Wir behalten Bilder besser als Text und bewegte Bilder bleiben besser in Erinnerung als Fotos.“ Auch im handwerklichen Bereich „glauben wir an ein großes Potenzial“. Krause mahnte: Welche Rolle könne Europa spielen? Beim Web 2.0 habe Europa und Deutschland geschlafen. „Beim Web 3.0 haben wir neue Möglichkeiten. Diese Chancen dürfen wir nicht wieder vorbeiziehen lassen.“

Auf Nachfrage zur Rolle von Meta und Vertrauen, antworte Krause: „Wir haben Fehler gemacht und wurden zur Rechenschaft gezogen. Wir haben sehr hart gelernt. Wir haben eine große Verantwortung.“

Text, Fotos und Videos: Matthias Lange (redaktion42.de)

Buchvorstellung

Diskussion

Quest 2 Brille in Aktion